Protistenkunde - Msu
Protistenkunde - Msu
Protistenkunde - Msu
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
52<br />
J. SCHILLER<br />
von einer Wiese ein Stiick gefrorene Erde bei - 20° mit nach<br />
Hause genommen, das er sofort im warmen Zimmer auftauen lieB.<br />
Eine halbe Stunde spater sah er mehrere Diatomeen in lebhafter<br />
Bewegung. PIKTETstellte mit fliissiger Luft Temperaturen bis 200° C<br />
her und lieB sie auf Diatomeen einwirken, die dabei lebend blieben.<br />
Rotatorien vertrugen nach demselben Autor durch 24 Stunden<br />
Temperaturen von - 60° C, gingen aber bei gleichlanger Einwirkung<br />
von Temperaturen von - 80 bis - 90° zugrunde. Demgegentiber<br />
bringt PFEFFER, Pflanzenphysiologie II, S. 305 eine Angabe<br />
von EWARD,del' Diatomeen schon bei _8° bis -10° absterben sah.<br />
Ich lieB daher Eisstiicke wahrend einer Nacht bei Temperaturen<br />
von -9° liegen und fand, daB die oben S. 48, 49 erwahnten Kieselalgen<br />
nach langsamem Auftauen lebend waren.<br />
Schwal'msporen von Ulotrix zonata sah STRASBURGER bei - 6° C<br />
absterben, obgleich sie sich noch bei 0° lebhaft bewegen und das<br />
Wachstumsminium del' Alge bei 0° liegt. Es scheinen sehr viele<br />
Chlorophyceen keine groBe Kalteresistenz zu haben, wie besonders<br />
aus den Untersuchungen von MOLIseR(1897) hervorgeht, auf die ich<br />
unten zu sprechen komme. Wenn GOPPERT(1875) Sphaerella nivalis<br />
bis auf - 36° C abkiihlen konnte, ohne daB die Alge Schaden litt,<br />
so finden wir das bei einer<br />
Ptlanze ganz begreiflich.<br />
so typischen Schneealge und arktischen<br />
8. Wie entgehen die Organismen dem Eingefrieren 1<br />
Da von verschiedenen Stellen del' beiden Altwassel' genommenes<br />
Eis stets nul' einen verschwindend kleinen Prozentsat.z del' unter<br />
dem Eise tippig gedeihenden Massenvegetationen enthielt, so gaIt<br />
es die Frage zu entscheiden, ob groBere Mengen eingefroren waren<br />
und im Eise zerstort wurden und wenn ersteres nicht del' Fall, wie<br />
sie dem Einfrieren entgingen?<br />
Zur Klarstellung untersuchte ich die 3 cm dicke unterste Schicht<br />
des Eises, die ich mittels des Meisels abspaltete und durch etwa<br />
4 Stun den ganz langsam auftau en lieB. Da zeigten sich Reste von<br />
Chromulinen, Gryptomonas, Kephyrion, Mallomonas, Dinobryon, Bynum<br />
und verschiedenen Chlorophyceen nul' in wenig groBerer Menge als<br />
in den alteren Eisschichten, deren Untersuchung oben mitgeteilt<br />
wul'de, aber norh immel' in verschwindend kleiner Zahl. Alle waren<br />
tot, meist schon so stark zerstort, daB ihre Erkennung unmoglich<br />
war. Selbst so groBe Formen wie Eudorina stelIten eine formlose<br />
Masse dar. Uroglenopsis konnte mebr geahnt als wirklich erkannt<br />
werden. Die mechanische Wirkung, die weniger auf das Eis als