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REISE IN KLEINASIEN

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Nach der Rückkehr von Konstantinopel nach Smyrna, die Ende Mai<br />

erfolgte, galt es zunächst, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Eine<br />

der wichtigsten Fragen, die Wahl eines tüchtigen und geeigneten Dieners,<br />

wurde durch die Bereitwilligkeit des Herrn Dr. Stannius gelöst, der uns<br />

seinen griechischen Koch Nikola abtrat. Dieser hatte als Diener Humanns<br />

schon an mehreren Reisen im Innern von Kleinasien Theii genommen<br />

und war der türkischen Sprache mächtig genug, um uns als Dolmetsch<br />

dienen zu können. Die vorzügliche Schule, die er als Reisebegleiter<br />

Humanns durchgemacht hatte, bürgte uns vor Allem für seine Tüchtigkeit,<br />

und wir folgten darum vertrauensvoll seinen Vorschlägen bei der Auswahl<br />

der mitzunehmenden Konserven und anderer für die Reise unentbehrlicher<br />

Gegenstände. Die letzten Tage in Smyrna gingen uns unter diesen<br />

Rüstungen schnell vorbei. Herr Dr. Stannius stellte uns noch Sr. Exe.<br />

dem Gouverneur von Smyrna vor, der uns Begleitschreiben für die<br />

Mutessarifs von Magnesia und Denizli ausstellen Hess.<br />

Am Sonnabend, den 8. Juni, Morgens 9^/2 Uhr, verliessen wir endlich<br />

Smyrna, um auf der einer englischen Gesellschaft gehörenden Eisenbahn<br />

unser nächstes Ziel, Alaschehir (Uebersichtsskizze: Ala Schehr), zu erreichen.<br />

Von hier aus gedachten wir, südwärts über Buladan nach Hierapolis zu<br />

gehen und dann die dort vorüberführende zweite von Smyrna kommende<br />

Eisenbahnlinie — die dem Thale des Mäander, des zweiten grösseren, vom<br />

Hochplateau zur Westküste herabkommenden Flusses, folgt — bis zu ihrem<br />

Endpunkt Diner zu benutzen. Hier sollte dann die eigentliche Reise ins<br />

Innere ihren Anfang nehmen; während die kürzere Tour vorher, von<br />

Alaschehir nach Hierapolis, mehr dazu dienen sollte, uns mit der Art des<br />

Reisens im Innenlande von Kleinasien einigermaassen vertraut und für die<br />

spätere grössere Expedition erfahrener zu machen.<br />

Die Fahrt von Smyrna nach Alaschehir bietet landschaftlich viel<br />

Interessantes. Nach einer kurzen Anfangsstrecke am blauen Golf von<br />

Smyrna entlang, jenseits dessen an der entgegengesetzten südlichen Seite<br />

die »Beiden Brüder« (türk. Iki Kardasch) aufragen, wendet sich die Bahn<br />

nordwärts und tritt in das Thal des Gediz Tschai, des alten Hermos, ein,<br />

dem sie dann mit einer Ausbiegung nach Osten folgt. Durch ein enges<br />

Felsthal gelangten wir in die fruchtbare Hyrkanische Ebene, die mit Mais,<br />

Wein und Tabak reichlich angebaut ist, und erreichten gegen Mittag<br />

Manissa (Uebersichtsskizze: Manisa), das antike Magnesia am Sipylos, der<br />

sich - ähnlich dem Olymp bei Brussa — als eine gewaltige Mauer hinter der<br />

Stadt emporbaut. Die zahlreichen Moscheen, vor allem die von Sultan<br />

Selim, heben sich mit ihren Kuppeln und Minares wirkungsvoll von dem<br />

dunkeln Hintergrund des Berges ab. Wir hatten Magnesia schon vor<br />

einigen Wochen von Smyrna aus besucht und begrüssten nun auf dem<br />

Bahnhof den alten Hassan Mustafa, der uns damals zum Kybele-Bild und<br />

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