REISE IN KLEINASIEN
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ereit, der dann von einem in der Nähe liegenden Orte aus täglich<br />
gefüllt wird.<br />
Hinter Ishakly wird ein zweiter grösserer Binnensee, der von Akschehir<br />
(Weisse Stadt) sichtbar: er erhält seinen Zufluss aus den vielen vom<br />
Sultan Dagh herabkommenden Bächen, deren einer die Grenze zwischen<br />
den Wilajets Brussa und Konia bildet. Die vorzüglich chaussirte Strasse<br />
bricht hier plötzlich am Ufer ab; jenseits des Baches beginnt ein Landweg.<br />
Die Vegetation wird reicher und üppiger; prächtige Wallnuss- und<br />
Pflaumenbäume breiten ihre Kronen aus; auf den Abhängen des Gebirges,<br />
an dessen Fuss der Weg dicht entlang geht, werden Weinpflanzungen<br />
unterhalten.<br />
Um 1 jiS Uhr Abends, bei Beginn der Dämmerung erreichten wir<br />
Akschehir, dessen Minares uns schon seit mehreren Stunden in weissem<br />
Glänze entgegengeleuchtet hatten. Die Stadt ist am Ausgang eines Thaies<br />
gelegen und macht einen wohlhabenden Eindruck. Sie soll 6—8000 Einwohner<br />
zählen. Ihre Häuser sind theilweise aus Holz gebaut und gut gehalten;<br />
inmitten eines Platzes erhebt sich der Konak, die Wohnung des<br />
Regierungsbeamten, des Kaimakams. Wir nahmen in dem grössten Han<br />
des Ortes Quartier, von dessen Terrasse sich eine herrliche Aussicht auf<br />
das Gebirge und die vor ihm liegende Stadt eröffnet, um am nächsten<br />
Morgen in aller Frühe die Stadt näher zu besichtigen (Taf. X).<br />
Akschehir, das alte Philomelium, gehörte neben 5 anderen bedeutenden<br />
Städten in der Umgegend der Seen von Egherdir und Beischehir, dem<br />
Gebiet der antiken Provinz Pisidien, zu dem Fürstenthum Hamid, das sich nach<br />
dem Untergang des Seldjukenreichs von Ikonium im Beginn des XIV. Jahrhunderts<br />
gebildet hatte. Im Jahre 1381 verkaufte der Fürst von Hamid<br />
sein Land an den Sultan Murad I, der dann im Jahre 1390 noch einmal<br />
Akschehir gegen Ala eddin, den Herrscher von Karaman, vertheidigen<br />
musste, ehe es endgiltig dem osmanischen Reiche einverleibt wurde. Aus<br />
dieser vorosmanischen Zeit haben sich einige Bauwerke erhalten, unter<br />
denen die Tasch Medresse besondere Erwähnung verdient. Das Gebäude<br />
ist heute unbenutzt und geht seinem Untergang entgegen. Vor dem mit<br />
einer flachen Kuppel bedeckten Gebetsraum liegt eine Vorhalle, die von<br />
zwei antiken Säulen getragen wird; daneben steigt das Minare empor,<br />
das ursprünglich mit blauen — jetzt meist abgefallenen — Fayencen geziert<br />
war (Taf. XI). In derselben Front befindet sich der Eingang zu der<br />
Medresse, ein reich verziertes Portal, nach der üblichen Form eine Nische<br />
bildend, die durch ein Stalaktiten-Gewölbe geschlossen ist (Taf. XII). Das<br />
Ganze ist aus weissem und rothgeädertem phrygischen Marmor errichtet,<br />
ebenso wie das Mauerwerk der Aussenwand des Gebäudes vollständig mit<br />
Marmorquadern belegt war, die indess nur zum Theil noch vorhanden sind.<br />
Der innere Hof der Medresse (Taf. XIII) zeigt die übliche Anlage solcher<br />
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