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REISE IN KLEINASIEN

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wohlhabenden Eindruck machen. In einer engen Strasse, neben dem erst<br />

vor Kurzem errichteten russischen Konsulat, der einzigen diplomatischen<br />

Vertretung in Konia, blickten wir durch ein Steinportal in den Hof einer<br />

Medresse, wo sich uns ein überraschender Anblick bot: Die halb verfallenen<br />

Wände einer grossen, dem Eingang gegenüberliegenden Nische<br />

und die Seiten des Hofes sind über und über bedeckt mit einem Mosaik,<br />

das sich aus dunkel- und hellblauen Fayence-Stückchen zusammensetzt.<br />

Das Gebäude führt den Namen Sirtscheli (Glas) Medresse.<br />

An dem schon erwähnten Hügel vorüber, von dem eine kleine<br />

byzantinische Kirche*), die grosse Moschee Sultan Ala eddin und einige<br />

Reste des mittelalterlichen Palastes herabschauen, gelangen wir zu mehreren<br />

anderen prächtigen Bauten, die sich am Ost- und Nord-Fuss des Burgberges<br />

hinziehen, so zu der Kara Tai und zu der Indje Medresse, deren hohes<br />

Minare alle anderen der Stadt weit überragt.<br />

Alle diese Bauten aus der seldjukischen Zeit sollen später eingehender<br />

besprochen werden, hier haben wir nur den allgemeinen Eindruck<br />

kurz skizziren wollen, den die Stadt bei dem ersten flüchtigen Rundgang<br />

auf den Fremden hervorbringt.<br />

Am Nachmittag unternahmen wir einen Spaziergang in westlicher<br />

Richtung, ausserhalb der Stadt auf der nach Meram führenden Strasse.<br />

Unser Weg führte uns an niedrigen Mauern, über die wir in Obst- und<br />

Gemüsegärten sehen konnten, an halb verfallenen, malerischen Bauten<br />

vorüber zu einer Turbe, zur Grabstätte des Atech-baz Weli, die, wie eine<br />

Inschrift**) über dem Fenster meldet, im Jahre 1285 errichtet worden ist.<br />

In ihrem Vorraum, auf einer Estrade, vor der ein Kühlung spendender<br />

Brunnen in ein Bassin herabrauschte, sassen ein alter Priester und mehrere<br />

jüngere Genossen im Gespräch beisammen. Bereitwillig zeigten sie uns die<br />

prächtig geschnitzten Fensterläden, Meisterwerke sauber ausgeführter und<br />

ornamental glücklich komponirter Holzschnitzerei; dann führte man uns in<br />

den hinter der Turbe liegenden Friedhof, wo sich über dem Grabe eines<br />

Heiligen ein luftiger, auf Säulen ruhender Marmorbau erhob, den ein<br />

spitz zulaufendes, aus Holz gezimmertes Dach krönte. Dieser käfigartige,<br />

mit einem Drahtgitter versehene Aufsatz hat den Zweck, den darunter<br />

stehenden Sarkophag vor den Blättern zu schützen, die etwa von dem<br />

nebenstehenden Baum in den offenen Raum herabfallen könnten.<br />

Wir beschlossen unseren Spaziergang mit einem Gang über die weiten<br />

Friedhöfe, welche die Nordseite der Stadt begrenzen. Wer den herrlichen<br />

Begräbnissplatz von Skutari kennt, wo gewaltige Cypressen die sauber<br />

ausgeführten, bunt bemalten Denksteine beschatten, wo sich durch die<br />

*) Jakut, ein arabischer Geograph des XIV. Jahrhunderts, berichtet (IV. pag. 204): In<br />

Koma sei das Grab des weisen Plato in der Kirche neben der Moschee.<br />

**) Huart 1895 a. a. 0., No. 57.<br />

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