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REISE IN KLEINASIEN

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die von antiken Marmorquadern eingefasst ist. Hier sammeln sich taglich<br />

gegen Abend die Heerden zur Tränke. Eilig drängen sich die dürstenden<br />

Thiere zu der ersehnten Labung, und es dauert beträchtliche Weile, bis<br />

endlich der letzte Hirt mit seiner Heerde fortgezogen ist und die tiefe<br />

Einsamkeit und Ruhe der sich herabsenkenden Nacht nur noch von dem<br />

leisen Murmeln des Quells oder dem klagenden Ruf eines Käuzchens<br />

unterbrochen wird.<br />

Am 22. Juni brachen wir früh um 5 Uhr auf, um nicht allzuspät<br />

Konia zu erreichen. Wie an den vorhergehenden Tagen stieg die Sonne<br />

klar am wolkenlosen Himmel empor. Das Thermometer zeigte gewöhnlich<br />

Morgens 6 Uhr I4°C; stieg dann zur heissesten Zeit um 2 Uhr auf<br />

höchstens 26 °C, um Abends 9 Uhr auf 18 bis 19 °C. zu fallen. Indessen<br />

Hess ein stetiger Luftzug auch die Mittagshitze nicht zu drückend erscheinen.<br />

Wir hielten jetzt eine mehr südliche Richtung ein, um die Ausläufer des<br />

Sultan Dagh, die sich hier nach Osten vorschieben, zu übersteigen:<br />

vegetationslose Hügel, nur bisweilen in den Thälern mit niedrigem Strauchwerk<br />

bewachsen, in denen sich viele Feldhühner (türk. Keklik) aufhalten.<br />

Nach zweistündigem Marsch hatten wir die Höhe erreicht und sahen<br />

vor uns, in blauen Nebel gehüllt, die weite Ebene von Konia ausgebreitet,<br />

einem grossen See vergleichbar, aus dem hie und da, wie Inseln, die Kuppen<br />

von Bergen hervortauchten: im Osten der Boz Dagh (Brauner Berg), weiter<br />

nach Süden der Karadja (Schwärzlicher) und der Kara Dagh (Schwarzer Berg).<br />

Die Stadt Konia selbst war durch eine langgestreckte Kette von Bäumen<br />

kenntlich. Am Fusse der steil nach Süden abfallenden Kalkberge machten<br />

wir neben einem verfallenen seldjukischen Han, Dokuzun Derbend, Halt<br />

Dieses, wie eine Inschrift meldet, im Jahr 1210 unter dem seldjukischen<br />

Sultan Kai Chosro I errichtete Gebäude ist architektonisch uninteressant<br />

(Huart a. a. O. 1894. No. 10). Eine neben dem Han entspringende Quelle<br />

wird von einem kleinen, aus Maulbeerbäumen bestehenden Wäldchen umgeben,<br />

in dessen Schatten wir unser Frühstück einnahmen. Zu gleicher<br />

Zeit kam von Konia in mehreren Wagen eine Gesellschaft von Herren,<br />

die gleichfalls hier Rast machten; es war der Sohn des Gouverneurs, der<br />

auf einer Reise nach Konstantinopel begriffen war und dem mehrere andere<br />

Herren das Geleit gaben. Wir hielten uns an diesem angenehmen Platz<br />

längere Zeit auf und wurden mit einigen der Herren bekannt, die wir<br />

später in Konia wiederfinden sollten.<br />

Allmählich senkte sich von hier aus die Strasse in die Ebene hinab.<br />

Der Boden schien ganz ausgedörrt; das Gras, das ihn im Frühjahr<br />

bedeckt, war vertrocknet und verdorrt, und gewaltig hohe Staubsäulen<br />

trieben über die öde Fläche dahin. In dem langgestreckten Walde, der<br />

vor uns lag und in dem Konia liegen sollte, unterschieden wir bald<br />

Einzelheiten. Hinter den Gärten, welche die Stadt umgeben, traten Minares<br />

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