REISE IN KLEINASIEN
REISE IN KLEINASIEN
REISE IN KLEINASIEN
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umfassender Ausblick, vor Allem auf die gegenüberliegenden Höhen, deren<br />
Vegetation vollständig verdorrt zu sein schien, und die unter den sengenden<br />
Strahlen der Sonne in fahlgelbem Glanz erzitterten. Dieses nördlich von<br />
Alaschehir liegende Gebirgsland ist die sog. Katakekaumene (das verbrannte<br />
Land) der Alten, das nach Strabo die Landschaft Maeonia, das<br />
Grenzgebiet der Phrygier, Lydier und Karier, einnahm. Es ist vulkanischer<br />
Boden mit häufigen Kraterbildungen, deren Thätigkeit jedoch in vorhistorische<br />
Zeit zurückreicht. Einen wohlthuenden Gegensatz zu dieser<br />
todten und monotonen Landschaft bildet eine Gruppe prächtiger Platanen,<br />
die nicht weit von der Schwefelquelle in einem kleinen Thal eine gefasste<br />
Quelle beschatten. Jene Gegend zeichnete sich von jeher durch die<br />
Schönheit ihrer Platanen aus. Ein besonders prächtiger Baum zog die<br />
Aufmerksamkeit des Xerxes auf sich, als er auf dem Marsche nach Sardes<br />
die Stadt Kallatebos, die auf der Stelle von Philadelphia gestanden haben<br />
soll, erreichte. Gegen Abend suchten wir diesen Platz noch einmal auf<br />
und fanden hier eine grosse Menschenmenge versammelt; die Griechen<br />
auf Stühlen und an Tischen sitzend, während die türkische Bevölkerung<br />
auf niedrigen Estraden am Boden hockte. Das lustige Bild, das diese<br />
buntbelebte Gesellschaft bot, der kühle Schatten, den die hohen Bäume<br />
spendeten, machten den Aufenthalt hier recht angenehm. Wir lernten bei<br />
dieser Gelegenheit den von der Bahn angestellten Arzt, einen Deutsch-<br />
Böhmen, kennen, der uns einlud, den Abend in seinem Hause zu verbringen.<br />
Er schien erfreut darüber, nach langer Zeit einmal wieder Landsleute<br />
zu treffen, und erzählte uns von dem vielbewegten Leben, das er nun<br />
schon seit längeren Jahren, früher in Macedonien, jetzt in Kleinasien geführt<br />
hatte. In seiner Begleitung begaben wir uns auch am frühen Morgen des<br />
nächsten Tages (io. Juni) nach dem Garten eines türkischen Hauses, wo kurze<br />
Zeit zuvor eine griechische Inschrift gefunden sein sollte. Wir nahmen einen<br />
Abklatsch davon mit uns und brachen dann um V>7 Uhr endgiltig auf.<br />
Der Weg führte zunächst in südöstlicher Richtung durch die breite<br />
Ebene des Alaschehir Tschai, die von massig hohen, theilweise mit Unterholz<br />
bedeckten Bergzügen eingefasst wird. Von den südlichen Höhen fliesst<br />
eine Anzahl meist ausgetrockneter Bachläufe zum Alaschehir Tschai hinab,<br />
dessen tief eingerissenes, breites Bett ebenfalls nur wenig Wasser führte.<br />
Das Getreide, niedrig im Halm stehende Gerste, war bereits gemäht<br />
und wurde nun nach der in Kleinasien allgemein üblichen Methode durch<br />
Hoizschlitten ausgedroschen. Man bringt die Garben auf einen Haufen<br />
zusammen und fährt nun mit einem von Rindern oder Pferden gezogenen<br />
Schlitten, dessen Unterseite mit Steinen besetzt, und der oben durch<br />
den Lenker beschwert ist, so lange im Kreise darüber hin, bis Halm und<br />
Aehren zu Häcksel und Körnern zerkleinert sind. Auf dem durch den<br />
sommerlichen Sonnenbrand ausgedörrten und wie eine Tenne blanken<br />
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