REISE IN KLEINASIEN
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wir es gescheucht haben, zeichnet sich durch bessere Bearbeitung aus, und<br />
wir erkennen bei näherer Betrachtung griechische Buchstaben; es ist das<br />
Bruchstück einer Weihinschrift auf die Göttermutter Kybele, die hier in<br />
Lykaonien unter dem Namen Zizimene verehrt wurde.*)<br />
Und während dieser Stein an den uralten Götterkultus Kleinasiens<br />
erinnert, erzählt uns die Inschrift auf einem anderen, der auf diesen Gräberplatz<br />
verschlagen ist, von einem christlichen Manne, der seiner Tochter<br />
ein Denkmal errichtet hat,**) und wir werden in die Zeiten versetzt, wo<br />
der Apostel Paulus mit seinem Genossen Barnabas in der Synagoge von<br />
Ikonium den Lykaoniern die neue Lehre verkündete, »wo Zeichen und<br />
Wunder geschahen durch ihre Hände.«<br />
Ein Stück Weltgeschichte reden jene beiden Steine, die heut die<br />
Grabstätte eines muhammedanischen Einwohners von Konia bezeichnen.<br />
Hier in Ikonium soll Apoll das Haupt der Medusa an einer Säule<br />
aufgehangen haben, so berichtet die Sage. Hier machten in historischer Zeit<br />
die 10 ooo Griechen Halt, wie später auch Alexander auf seinem Perserzuge.<br />
Dann gehörte die kleine Festung zu der römischen Provinz Asien. Hier<br />
hielt sich Cicero als Proconsul von Kilikien im September 51 zehn Tage<br />
auf und nahm eine Parade über das Heer ab. ***) Unter Tiberius gehörte<br />
die Stadt zur Provinz Pisidien, später zu Lykaonien. Unter ihren Mauern<br />
fanden Kämpfe in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung mit den<br />
Parthern statt, die von Zeit zu Zeit die römischen Grenzen bedrohten.<br />
Eine grosse Christengemeinde bildete sich an dem Orte, der die Stimme<br />
des Heidenapostels selbst vernommen hatte, und von hier aus leitete ein<br />
Bischof die Gemeinden der 14 anderen lykaonischen Städte. Stets neue<br />
Beunruhigungen kamen von Osten, bis endlich der Halbmond des Islam<br />
das Kreuz von Byzanz verdrängte, und Konia im XII. Jahrhundert die<br />
Hauptstadt der seldjukischen Sultane von Ikonium wurde. Damit begann<br />
die glänzendste Zeit der Stadt. Im Mai 1190 nahte sich ihr das Heer der<br />
Kreuzfahrer unter Kaiser Friedrich Barbarossa. Unter entsetzlichen Entbehrungen<br />
hatten die Pilger den Weg von Philomelium aus zurückgelegt;<br />
doch der Kaiser besiegte trotzdem das sich ihm entgegenstellende Heer der<br />
Seldjuken vor den Thoren der Stadt, während Herzog Friedrich sie selbst<br />
bis auf die stark befestigte Citadelle eroberte. Die feindlichen Parteien<br />
schlössen Frieden, und der Kaiser hielt sich hier mehrere Tage lang-,<br />
vom 18. bis zum 26. Mai, auf, um zwei Wochen später in den Fluthen<br />
des Kalykadnos den Tod zu finden.<br />
Auf der Burg hielten die mächtigen Seldjuken-Sultane Hof: Wissenschaft<br />
und Kunst wurden gepflegt, und prächtige Bauten entstanden. Aber dieser<br />
*) Vgl. Anhang I, No. 10.<br />
**) Vgl. Anhang I, No. 9.<br />
***) Epist. ad Atticum. 20.<br />
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