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REISE IN KLEINASIEN

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Erst in später Stunde erreichen wir unser Ziel, das kleine Dorf<br />

Alp Arslan, in dem ein Han vorhanden sein sollte. Unser Wagen lenkt in<br />

einen von einer Mauer umfriedigten Hof ein, in dessen Hintergrund ein<br />

niedriges Gebäude, aus Lehm und Feldsteinen errichtet, sichtbar wird.<br />

Zu ebener Erde fuhrt die Thür in einen niedrigen, massig grossen Raum;<br />

dahinter liegt ein zweiter, der als Pferdestall dient. Ein Holzbalken trennt<br />

den Durchgang für die Pferde von dem übrigen Gemach ab. Der Raum<br />

ist leer; nur in der einen Wand ist eine Herdnische angebracht. Bald<br />

prasselt darin ein lustiges Feuer, bei dessen Schein wir uns mit unserem<br />

Gepäck häuslich einrichten und nach dem Abendessen in den aufgeschlagenen<br />

Feldbetten zur Ruhe gehen. Die Bevölkerung des Dorfes,<br />

Jürüken, war nicht mehr sichtbar; die Leute schienen ihre Behausungen<br />

schon aufgesucht zu haben.<br />

Um 5V2 Uhr brechen wir am nächsten Morgen bei kaltem und<br />

windigem Wetter auf (18. Juni). Das südliche Gebirge steht in Nebelschleier<br />

gehüllt, und nur die nördlichen Ketten erstrahlen in der ersten<br />

Morgensonne. Um uns zu erwärmen — das Thermometer zeigt um 7 Uhr<br />

nur 11,50 C. — legen wir eine längere Strecke im Trabe zurück und<br />

erreichen bald über Oktschular das Dorf Tatarly, wo sich einige Inschriften<br />

fanden. In nördlicher Richtung führt der Weg von hier aus über das<br />

Gebirge nach Kassaba, dem antiken Synnada.<br />

In Tatarly kaufen wir für geringes Geld etliche griechische Münzen und<br />

gelangen alsbald durch eine vielfach gewundene, von ca. 50 m hohen<br />

Kalksteinfelsen eingeschlossene Schlucht (Giaur Gedik d. i. Durchgang der<br />

Ungläubigen) in das Tschamur Owa hinab, das theilweise angebaut ist und<br />

sich 15 km nach Nordosten erstreckt. Bei dem ungefähr in der Mitte der<br />

Ebene liegenden Han von Kara Adylly machen wir Halt und klettern zu<br />

dem am Abhang der Berge gelegenen Dorf empor, wo nach der Versicherung<br />

unseres Han-Wirthes Jazili tasch, d. h. »Schriftsteine« vorhanden<br />

sein sollen. Wir finden denn auch neben der Moschee ausser einigen<br />

byzantinischen Resten einen kleinen, dem Zeus und Helios gewidmeten<br />

Altar.*) Die Einwohner des Dorfes sind in grosser Zahl herbeigeeilt und<br />

verfolgen nun mit grösstem Interesse unsere Manipulationen beim Abklatschen<br />

der Inschrift. Fast nie ist es in solchen Fällen vorgekommen,<br />

dass wir an unserer Arbeit verhindert worden sind: vielmehr zeigten die<br />

Leute meist das Bemühen, uns behilflich zu sein; sie brachten Wasser<br />

herbei und waren uns auch sonst in jeder Weise zur Hand. Wenn<br />

wir uns hierfür erkenntlich zeigen wollten, so wurde nicht selten das<br />

Geldstück zurückgewiesen. Diese angenehme Erfahrung machten wir<br />

auch hier.<br />

*) Vgl. Anhang I, No. 7 ff.<br />

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