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REISE IN KLEINASIEN

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er endlich aus der Einsamkeit wie geistesgestört zurückgekehrt wäre<br />

und seine Lehre in unzusammenhängenden kurzen Gedichten verkündet<br />

hätte. Diese einzelnen Verse sind von seinen Schülern aufgeschrieben und<br />

gesammelt worden. Es sind dies die in 6 Büchern vereinigten 40000 Distichen.<br />

In das Jahr 1273 fällt dann die Gründung eines Derwisch-Ordens, dessen<br />

Mitglieder nach der Anrede Mewlana (d. h. unser Herr), mit der sie ihren<br />

Lehrer Djeläl eddin begrüssten, Mewlewi genannt wurden.<br />

Konia blieb der Hauptsitz dieses Ordens, der mit der Zeit an Macht<br />

und Ansehen immer höher stieg. Die Tekke, das Kloster in Konia, war<br />

die Stelle, wo persische Litteratur und<br />

Dichtkunst gepflegt wurde; und diese<br />

gelehrte Erziehung befähigte die Mitglieder<br />

des Ordens zu den höchsten Stellen<br />

des Staates, zu den einflussreichsten<br />

Aemtern am Hofe der osmanischen Sultane.<br />

Nachdem Suleiman, der Sohn Bajazid's,<br />

vor der Einnahme einer Stadt die hohe<br />

Derwisch - Mütze, die ihm ein Mewlewi als<br />

Unterpfand des Sieges gegeben hatte, aufgesetzt,<br />

blieb diese die Kopfbedeckung der<br />

Sultane bis auf Muhammed II.<br />

Wie auch in den anderen islamitischen<br />

Orden, unterscheidet man hier folgende<br />

Rangordnung. Der Scheich, das Oberhaupt,<br />

dessen Würde sich in der Familie<br />

des Djeläl eddin forterbt, führt den Titel<br />

Mewlana Hunkiar, neben ihm steht ein Stellvertreter<br />

(Chalif) und dann die Muriden,<br />

die Schaar der Novizen. Der Mewlana ernennt<br />

die Scheichs sämmtlicher anderer<br />

Klöster seines Ordens; er führt den Rang*<br />

Derwische aus dem Orden<br />

der Mewlewi in Konia<br />

(Nach einer von Herrn Dr. v. Luschan in<br />

Konia aufgenommenen Photographie)<br />

eines Muschir, eines hohen militärischen Titels, einer Würde, die ihm von<br />

Sultan Machmud II 1829 verliehen ward, und ihm liegt es auch ob, nach<br />

einem Regierungswechsel den neuen Sultan in der heiligen Moschee Ejüb<br />

in Stambul mit dem Schwerte Osmans, des Gründers der Dynastie, zu<br />

umgürten. Diese Feierlichkeit kommt an Bedeutung ungefähr der Krönung<br />

eines europäischen Fürsten gleich.<br />

Ein anderer Derwisch-Orden, der der Bektaschi, war früher dem der<br />

Mewlewi nahezu ebenbürtig. Mit der Vernichtung der Janitscharen im<br />

Jahre 1826 jedoch, zu denen er als priesterlich-kriegerischer Orden in engen<br />

Beziehungen stand, ist sein Ansehen gesunken. Ebenso wie dem Tschelebi<br />

Effendi — so wird der Mewlana Hunkiar vom Volk in Konia genannt — ist

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