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REISE IN KLEINASIEN

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fliesst, glücklich verlassen hatten, gingen wir erst eine kurze Strecke in nördlicher<br />

Richtung das Mäanderthal abwärts. Am Ausgang des Ortes warf ich<br />

einem Bettel-Derwisch ein paar Münzen zu, dessen geräuschvolle Segensund<br />

Dankeswünsche ich für eine glückliche Vorbedeutung für den Beginn<br />

unserer Reise nahm. Nach Osten umbiegend überstiegen wir die südlichen<br />

Ausläufer des Samsun Dagh nach dem Dombai Owassy hinab, einem 15 km<br />

langen und 5 km breiten Thal, das wir in seiner Schmalseite durchritten.<br />

Am südlichen Ende sahen wir den kleinen Gökdjeli Göl (Gelbsee), die<br />

Aulokrene der Alten, an der Marsyas das Rohr für seine Flöte geschnitten<br />

haben soll. Mehrere Dörfer liegen in dieser fruchtbaren, von den Ausläufern<br />

des Sees reich bewässerten Niederung. Das Getreide stand hier<br />

bei ca. 1100 m Seehöhe noch im Halm.<br />

I Wie schon bemerkt wurde, liegt Konia in fast genau östlicher Richtung<br />

von Diner; wir machten also, da wir nach Nordosten gingen, einen Umweg;<br />

es kam uns jedoch darauf an, in dieser Richtung die nördliche Spitze des<br />

Sultan Dagh zu erreichen und dann mit einer rechtwinkeligen Schwenkung<br />

nach Südosten auf geradem Wege nach Konia zu gelangen. Unsere Route<br />

beschrieb also die Schenkel eines rechtwinkeligen Dreiecks und sollte uns<br />

in ihrem ersten Theile auf das Hochplateau emporführen, das gleichsam<br />

das Dach Kleinasiens bildet, und weiterhin nach Konia bringen, das in<br />

der Mitte dieser Hochebene gelegen ist.<br />

Die erste Strecke geht zwischen langgestreckten kahlen Höhenzügen<br />

durch verschiedene Thäler dahin, die terrassenförmig übereinander liegen<br />

und durch höhere oder niedere Passübergänge von einander getrennt sind.<br />

So stiegen wir aus dem in dem Dombai Owassy liegenden Dorfe Aktsche<br />

Köi über einen 1200 m hohen Pass in ein enges Gebirgsthal empor<br />

(Güngörmez Owa, d. h. Ebene, in der man den Tag nicht sieht) und gelangten<br />

von hier aus in eine grössere Ebene, in das Tschöl Owa (Wüste<br />

oder Graue Ebene), ca. 15 km lang und 5 km breit. Die Bergzüge, die<br />

sie im Norden und Süden einschliessen, der Kumullu- und der Kylydj<br />

tachan Dagh sind unbewaldet; hier und da liegen an ihren Abhängen kleine<br />

Dörfer, in deren Nähe Rinder- und Schafheerden unter der spärlichen Vegetation<br />

ihre Nahrung suchen. Die Thalsohle ist angebaut; die wenigen, von<br />

den Randgebirgen herabfliessenden Bäche dienen, in Kanäle vertheilt, zur<br />

Bewässerung und bilden an einzelnen Stellen sumpfige Wiesen, die von<br />

Wildenten und anderem Wassergeflügel bevölkert sind. Das Fehlen jeglichen<br />

Baum- oder Strauchwuchses verleiht der Gegend einen eintönigen und<br />

tristen Charakter; um so wirkungsvoller ist der Effekt, den der Untergang<br />

der Sonne hier hervorruft: während sie am westlichen Himmel noch in all<br />

ihren reichen Farben erglüht, liegt das Thal schon in tiefes nächtliches<br />

Dunkel gehüllt, und nur die steilen Felshänge auf seiner Ostseite ragen<br />

noch in röthlicher Beleuchtung empor.<br />

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