REISE IN KLEINASIEN
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und Chonas Dagh begrenzt wird, während von dem gegenüberliegenden<br />
Randgebirge weiss schimmernde Streifen, herabstürzenden Wasserfällen<br />
gleich, herüberleuchten. Unser Diener Nikola, der diese Gegend schon<br />
einmal bereist hat, erklärt uns, dass dies die Sinterablagerungen von<br />
Hierapolis seien, die wir in den nächsten Tagen erreichen wollten.<br />
In stark zerrissenen Bachläufen ging es nun ziemlich steil bergab,<br />
und es dunkelte schon, als wir endlich die Gärten und Ansiedlungen von<br />
Buladan erreichten. Der Weg, der zuletzt auf einem gepflasterten Damm<br />
in die Stadt führte, war belebt mit Einwohnern, die vom Feld heimkehrten.<br />
Ueberall wandten bei unserem Herannahen die Frauen — trotz ihrer<br />
dichten Schleier — so lange das Gesicht von uns ab, bis wir vorübergeritten<br />
waren. Unser Einzug in die Stadt erregte grosses Aufsehen, und<br />
als wir in den Hof eines Hans einritten, waren wir dicht umringt von<br />
einer vielköpfigen Menschenmenge, die neugierig uns und unser Gepäck<br />
betrachtete. Hier war jedoch nur noch ein kleines Zimmer zu haben, so<br />
dass wir den zweiten Han des Ortes aufsuchten, wo wir ein neben der<br />
Einfahrt gelegenes Gemach, das eine Art Honoratioren-Stube zu sein schien,<br />
mit Beschlag belegten. Leider war dieser Raum nach zwei Seiten hin<br />
mit niedrigen Fenstern versehen; und wir fühlten uns erst behaglich, nachdem<br />
wir uns vor den neugierigen Gaffern durch vorgehängte Tücher geschützt<br />
hatten und endlich nach über zwölfstündigem Marsch das von<br />
unserem Diener bereitete Abendbrot verzehren konnten.<br />
Den nächsten Vormittag benutzten wir dazu, den freundlichen Ort,<br />
der zu beiden Seiten eines mehrfach überbrückten Bergbachs inmitten von<br />
Gärten gelegen ist, näher zu betrachten. Die Einwohner (circa 8000) sind<br />
meist Türken, abgesehen von einigen Griechen, und ernähren sich hauptsächlich<br />
durch häusliche Textilindustrie. Die hier angefertigten Tücher<br />
sind allgemein beliebt und werden weithin exportirt. Sie bestehen aus<br />
Wolle mit eingewebten gelben Seidenstreifen und sind überdies noch<br />
meist mit gelblicher Seide benäht. Am Nachmittage ritten Osborne und<br />
ich unter Führung eines türkischen Kaufmanns, der mit uns in demselben<br />
Han wohnte, nach den ungefähr 10 km östlich im Mäanderthal gelegenen<br />
Ruinen von Tripolis. Der Weg führt über eine anfangs mit Eichengestrüpp,<br />
dann mit Euphorbiaceen bedeckte Ebene nach dem kleinen<br />
armseligen Dorf Jenidje Köi, östlich dessen sich das ausgedehnte, mit<br />
Ruinen bedeckte Trümmerfeld von Tripolis an dem Abhang der gelben<br />
Kalkberge empor erstreckt. Wie Philadelphia war Tripolis, besonders in<br />
der Kaiserzeit, eine strategisch und kommerziell wichtige Stadt. Erst in den<br />
Kämpfen der vordringenden Türken verlor es an Bedeutung, wurde erobert,<br />
zerstört und endlich von den Einwohnern verlassen, die in dem heutigen<br />
Buladan ihre Wohnstätten aufschlugen. Die bemerkenswerthesten Ruinen<br />
sind die Trümmer eines nicht näher zu bestimmenden, aus grossen Quadern<br />
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