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REISE IN KLEINASIEN

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errichteten Gebäudes aus byzantinischer oder spatromischer Zeit, in das<br />

viele hellgelbe Marmorsäulen hineingebaut sind (Taf. I). Bei dem nach<br />

W orientirten Theater, dessen Sitzreihen sich noch am Bergabhange<br />

markiren finden sich in den Trümmern der 70 m langen eingestürzten<br />

Bühnenwand viele antike Skulpturtheile. Das Vorhandensein eines Stadiums<br />

ist durch eine Mulde kenntlich. Hie und da zeigen sich an der Peripherie<br />

Reste von Mauerzügen.<br />

An einer Stelle im Osten des Trümmerfeldes wiesen die brüchigen<br />

Kalksteinfelsen eine Reihe von circa 5 m tiefen Felsgräbern auf; hier befand<br />

sich die Nekropolis (Taf. II). Eine Viertelstunde im Mäanderthal aufwärts<br />

liegt ein kleiner, über einer Quelle errichteter Kuppelbau. Das stahlhaitige<br />

Wasser sprudelt in einer Temperatur von 41 ° C. empor und soll gegen<br />

Gicht von den Umwohnern erfolgreich zum Baden benutzt werden.<br />

Nach Buladan zurückgekehrt, fanden wir den Han in grosser Aufregung.<br />

Die Polizei hatte in dem Zimmer unseres Führers, des türkischen<br />

Kaufmanns, eine grössere Menge von Mastix, dessen Verkauf verboten ist,<br />

gefunden und mit Beschlag belegt, und arretirte nun den Mann, als er<br />

mit uns zurückkam. Auch einen unserer Leute, einen jungen, sonst stets<br />

lustigen Kerl, fanden wir in grosser Trauer. Man hatte ihm während<br />

unserer Abwesenheit in jedes seiner Beinkleider ein handgrosses Loch<br />

geschnitten, da diese unvorschriftsmässig kurz waren und das nackte Bein<br />

sehen Hessen. Der Wali von Smyrna hatte erst einige Zeit vorher die<br />

kurzen Beinkleider streng verboten und den ausdrücklichen Befehl gegeben,<br />

diese, wo man sie fände, untauglich zu machen.<br />

Am nächsten Morgen, 12. Juni, verliessen wir gegen 6 Uhr Buladan<br />

auf der südlich nach Serai Köi in das Mäanderthal hinabführenden Chaussee<br />

und gelangten späterhin über einen östlich abzweigenden Feldweg zu<br />

einer Brücke (Ak Köprü), die bei dem armseligen Dorf Ahmedli über<br />

den Mäander führte. Dieses auf 5 Bogen ruhende steinerne Bauwerk ist<br />

mittelalterlichen Ursprungs. Wir machten hier einige Zeit Halt, um das<br />

Landvolk, das zahlreich die Brücke passirte, und die vielen in der Nähe<br />

weilenden Kamelheerden zu beobachten.<br />

Der etwa 15 km lange Weg nach Hierapolis gehört zu den unangenehmsten<br />

und ermüdendsten, die wir während unserer Reise zurückzulegen<br />

hatten. Mit sengender Gluth brannte die Sonne auf die baumlose<br />

Ebene nieder, die im Frühjahr morastig, jetzt aber vollständig ausgedörrt<br />

war, und auf deren weisslichem Niederschlag das grelle Sonnenlicht augenschmerzende<br />

Reflexe erzeugte. Hie und da stiessen wir in der Nähe von<br />

Brunnen auf Tscherkessen-Ansiedlungen und Heerden von Pferden, Rindern<br />

und Ziegen. Dann begann der Weg mählich anzusteigen; der Boden<br />

ward fruchtbarer, und inmitten von Obstgärten lag das türkische Don<br />

Karait vor uns.

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