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REISE IN KLEINASIEN

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anfangs noch weiter gut angebaut, dann nimmt es steppenartigen Charakter<br />

an. Bei dem kleinen Orte Arküt Han strömt ein wasserreicher Flusslauf, der<br />

hier durch eine Steinbrücke — wohl antiker Konstruktion — überwölbt<br />

wird, nach Norden in den Ilgün-See. Jenseits des Flusses wird die Gegend<br />

noch monotoner und einförmiger, bis im Norden der See selbst auftaucht.<br />

Dieser östlichste von den drei nördlich vom Sultan Dagh in der<br />

Hochebene liegenden Binnenseen unterscheidet sich von den beiden anderen<br />

dadurch, dass seine Ufer nicht sumpfige Niederungen bilden, sondern<br />

in steiler Böschung zum Wasserspiegel abfallen. Seinem von Süden<br />

kommenden Zufluss, den wir kurz vor der Stadt Ilgün überschreiten,<br />

sind wir später in seinem Oberlauf wieder begegnet und haben ihn von<br />

Tschiil bis Balki genau aufgenommen. Umgeben von einem Wäldchen<br />

von Trauerweiden liegen westlich von der Stadt heisse Schwefelquellen; in<br />

dem alten Gebäude, das die Badebassins umschliesst und wohl seldjukischen<br />

Ursprungs ist, finden sich viele eingemauerte Architekturfragmente aus<br />

byzantinischer Zeit. Leider konnten wir das Innere nicht betreten, da ein<br />

über dem Eingang angebrachtes Tuch anzeigte, dass die Bäder gerade von<br />

Frauen benutzt wurden.<br />

Beim Betreten von Ilgün fallt dem Fremden zuerst der gewaltige<br />

moderne Han auf, dessen Seitenmauern schon von Weitem her sichtbar sind<br />

(Taf. XIV). Es ist das grösste Karawanserai, das mir in Kleinasien zu Gesicht<br />

gekommen ist. Von dem Eingangsgebäude an der Strasse gehen im<br />

spitzen Winkel zwei lange Flügelbauten aus, die einen geräumigen Hof<br />

einschliessen. Im Erdgeschoss liegen die Stallungen, während luftige Holzgallerien<br />

in den beiden oberen Geschossen zu den einzelnen Zimmern<br />

führen. In jedem Gemach befindet sich neben der Thür noch ein Fenster,<br />

dagegen hat die gegenüberliegende Aussenwand keine Fensteröffnungen.<br />

Die tischartigen Bretter, die vor den Zimmern an der Balustrade der<br />

Gallerie angebracht sind, werden von den Gästen zum Kochen benutzt.<br />

Auch unser Diener bereitete hier das Abendessen, und es gewährte<br />

einen belustigenden Anblick, als die Gäste gegen Abend nach und<br />

nach in den Han zurückkehrten, und sich auf dem Hof und den breiten<br />

Gallerien ein reges Leben und Treiben entwickelte.<br />

Den Nachmittag hatten wir dazu benutzt, auch hier den vorhandenen<br />

Resten mittelalterlicher Architektur nachzuspüren. Ein in zwei Geschossen<br />

errichteter ehemaliger Han imponirt durch die massige Anlage, weist aber<br />

sonst keine künstlerische Dekoration auf; dagegen sind an dem Portal<br />

eines alten Bades, in dem jetzt ein ehrsamer Töpfer seine Werkstatt<br />

aufgeschlagen hat, byzantinische Skulpturfragmente zu glücklicher Verwendung<br />

gebracht worden. Das imposanteste Gebäude des Ortes aber<br />

ist die grosse und prächtige Moschee, welche im Jahre 1576 unter Sultan<br />

Murad III von Mustafa Pascha, dem Eroberer von Cypern, errichtet<br />

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