Akademischer Stellenmarkt - Forschung & Lehre
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Aus der <strong>Forschung</strong><br />
Ameisenkolonie<br />
Die größte bekannte Ameisenkolonie der<br />
Welt erstreckt sich über eine Länge von<br />
gut 6000 Kilometern vom Norden Spaniens<br />
entlang der Mittelmeerküste bis<br />
nach Norditalien. Obwohl ihre Nester<br />
tausende Kilometer voneinander entfernt<br />
liegen, erkennen sich die Insekten<br />
nicht als fremd und kooperieren, statt<br />
sich zu bekämpfen. Das hat eine Gruppe<br />
um den Biologen Laurent Keller von<br />
der Universität in Lausanne herausgefunden.<br />
Ihr Bericht ist im US-Fachblatt<br />
„Proceedings of the National Academy<br />
of Sciences“ veröffentlicht. Die Argentinische<br />
Ameise (Linepithema humile)<br />
stammt ursprünglich aus Südamerika<br />
und gelangte mit dem Menschen<br />
nach Europa. Hier hat sie sich sehr<br />
erfolgreich gegen die heimischen Arten<br />
durchgesetzt. Für ihre Experimente<br />
hatten die Forscher entlang der Küstenlinie<br />
jeweils etwa 5000 Ameisen<br />
aus 33 Nestern gesammelt. Später<br />
wurden Insekten unterschiedlicher<br />
Herkunft in einer Art Miniatur-Boxring<br />
zusammengebracht, um zu sehen,<br />
ob sie miteinander kämpfen.<br />
Dies wäre der Normalfall, weil sich<br />
Arbeiter zweier unbekannter Nester<br />
treffen - sie erkennen sich als fremd<br />
und attackieren sich so lange, bis nur<br />
einer übrig bleibt. Bei den nun beobachteten<br />
Argentinischen Ameisen<br />
blieben die Kämpfe aus - Zeichen<br />
dafür, daß sie sich nicht als fremd er-<br />
kennen und ablehnen. Die Ursache<br />
vermuten die Forscher in den Erbanlagen<br />
der Tiere. Deren Gene seien so<br />
ähnlich, daß sie sich selbst dann erkennen,<br />
wenn sie von verschiedenen Königinnen<br />
in weit entfernten Nestern abstammen.<br />
Die Kooperation ermögliche<br />
es der Superkolonie, schneller zu wachsen<br />
als üblich.<br />
Quelle: dpa-Wissenschaftsdienst, 22. April<br />
2002<br />
Reitender Urzwerg<br />
Deutsche Mikrobiologen haben im Atlantik<br />
vor Island nach eigenen Angaben<br />
314<br />
Aus der Kunst- <strong>Forschung</strong><br />
und<br />
Musikhochschulen<br />
das kleinste bislang bekannte Lebenwesen<br />
der Welt entdeckt. Der „reitende<br />
Urzwerg“ ist ein winziges Bakterium,<br />
stammt vermutlich aus der Anfangszeit<br />
des Lebens und wächst inzwischen bei<br />
Temperaturen von rund 100 Grad Celsius<br />
im Labor von Professor Karl Stetter<br />
an der Universität Regensburg. Das berichtet<br />
die Arbeitsgruppe des Wissenschaftlers<br />
im britischen Fachblatt<br />
„Nature“ (Bd. 417, Nr. 6884, S. 63). Der<br />
Winzling mit dem lateinischen Namen<br />
Nanoarchaeum equitans hat das kleinste<br />
Genom, das je in einer lebenden Zelle<br />
gefunden wurde, berichtet die Gruppe<br />
um Stetter. Mit seinen rund 500.000<br />
Gen-Bausteinen unterbietet es den bisherigen<br />
Rekord-Minimalisten, das Bakterium<br />
Mycoplasma genitalium mit<br />
580.067 Bausteinen. Der deutsche Name<br />
„reitender Urzwerg“ deutet auf die besondere<br />
Lebensweise des kugeligen Bakterien-Winzlings<br />
hin: Er wächst nicht alleine,<br />
sondern „reitet“ auf der Oberflä-<br />
che eines zweiten Mikroorganismus namens<br />
Ignicoccus („Feuerkugel“). „Nach<br />
den Gründen dafür suchen wir derzeit<br />
noch. Vermutlich handelt es sich um eine<br />
Art Symbiose“, sagt Stetter. Der winzige<br />
Organismus stammt aus einer Probe, die<br />
ein U-Boot in einer Tiefe von 120 Metern<br />
auf dem sogenannten „Kolbeinsey<br />
Rücken“ im untermeerischen Vulkangebiet<br />
im Atlantik nördlich von Island<br />
genommen hat. Er gehört zur Gruppe<br />
der sogenannten Archaebakterien.<br />
Quelle: dpa-Wissenschaftsdienst, 6. Mai 2002<br />
<strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong><br />
6/2002<br />
Mit der Kuh auf<br />
Du und Du<br />
Besonders viel haben Kühe scheinbar<br />
nicht mitzuteilen. Doch auch ihre wenigen<br />
unterschiedlichen „Muhs“ können<br />
für Landwirte wichtige Botschaften enthalten.<br />
Diese zu entschlüsseln hat sich<br />
der Ingenieur Gerhard Jahns aus Bortfeld<br />
in Niedersachsen zur Aufgabe gemacht.<br />
„Bei Schmerz, Hunger oder auch in der<br />
Brunft verwenden die Kühe unterschiedliche<br />
Rufe“, sagt der 62-Jährige. Er will<br />
ein Computerprogramm entwickeln, mit<br />
dem Besitzer von großen Betrieben ihre<br />
Kühe „verstehen“ können. Bis zu seinem<br />
Ruhestand arbeitete Jahns an der Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft<br />
(FAL) in Braunschweig. „Nur gesunde<br />
Kühe geben langfristig auch gute Leistungen“,<br />
erklärt er. Wichtig sei, eine Krankheit<br />
früh zu erkennen. Nach Jahns Vor-<br />
Die größte bekannte Ameisenkolonie der Welt wurde von Biologen entdeckt. Hier zwei Blattschneider-Ameisen,<br />
die ihrem Namen alle Ehre machen. Foto: dpa<br />
stellung könnten Mikrofone im Stall die<br />
Tierlaute aufnehmen. Ein Computer<br />
müßte dann mit ähnlichen Verfahren,<br />
wie sie von Spracherkennungs-Programmen<br />
bekannt sind, die Töne analysieren.<br />
Erkennt das System Rufe, die auf einen<br />
ungewöhnlichen Zustand der Tiere<br />
schließen lassen, soll der Landwirt informiert<br />
werden. Die betroffene Kuh<br />
könnte schnell gefunden und genau untersucht<br />
werden.<br />
Quelle: dpa-Wissenschaftsdienst, 29. April<br />
2002