Flugsicherheit
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freimachen will, drängeln wir noch ein<br />
bisschen und scheren uns einen D...<br />
um Sicherheitsabstände. Freie Fahrt<br />
für freie Bürger!<br />
Ein Luftfahrzeugführer besteht bei<br />
der Übernahme seines Luftfahrzeuges<br />
auf einem tadellosen technischen Zustand<br />
desselbigen, hat aber anschließend<br />
keine Skrupel, Sicherheitsmindesthöhen<br />
munter zu unterschreiten,<br />
weil der Tiefstflug nun mal viel Spaß<br />
macht.<br />
Als „Häuslebauer“ (Wir setzen auf<br />
die Toleranz der Schwaben!) überwachen<br />
wir penibel die Einhaltung aller<br />
Bauvorschriften. Ist jedoch später eine<br />
Glühbirne in der Deckenbeleuchtung<br />
zu wechseln, so errichten wir abenteuerliche<br />
Hilfsgerüste, die mit Todesverachtung<br />
bestiegen werden, anstatt die<br />
im Keller durchaus vorhandene Stehleiter<br />
zu benutzen. (Die meisten Unfälle<br />
ereignen sich im Haushalt. Warum<br />
nur?)<br />
Selbst die Anwohner unergiebiger<br />
Quellflüsse und Rinnsale treffen mittlerweile<br />
Sicherheitsvorkehrungen, um<br />
drohende Überschwemmungen und<br />
damit den Verlust ihres gesamten<br />
Hab und Gutes abzuwehren. Wenn<br />
aber die eigenen Kinder nicht mal<br />
schwimmen können, wird dies hingenommen.<br />
(Anmerk.: laut Statistischem<br />
Landesamt kann nur jedes vierte Kind<br />
in Deutschland schwimmen.)<br />
Obwohl nachweislich nur jeder<br />
zweite Nikotinkonsument älter als 70<br />
Jahre wird, sind die Raucher diejenigen,<br />
die die langfristigsten Zukunftspläne<br />
schmieden und die stramm behaupten,<br />
mindestens einen Menschen<br />
zu kennen (oder besser gesagt: gekannt<br />
zu haben), der trotz lebenslangem<br />
Drogenmissbrauches 95 Jahre alt<br />
wurde, natürlich ohne ein einziges mal<br />
ernsthaft krank gewesen zu sein.<br />
Warum tun wir also wider jede Vernunft<br />
und besseres Wissen Dinge, die<br />
uns (oder andere) akut oder latent gefährden?<br />
Auf diese Frage gibt es mindestens<br />
vier Antworten!<br />
. Das Motiv! Dazu hatten wir in der<br />
„<strong>Flugsicherheit</strong>“ Ausgabe 0 /2002<br />
– Sonderausgabe Crew Ressource<br />
Management, Seite 49ff. geschrieben.<br />
Wir empfehlen das Studium<br />
dieser Seiten oder besser der gesamten<br />
Ausgabe anstatt uns hier zu<br />
wiederholen.<br />
2. Solange wir „die Dinge in der<br />
Hand“ haben, glauben wir, den<br />
Ausgang unseres Handelns bestimmen<br />
zu können. Kein Wunder also,<br />
dass eine Luftfahrzeugbesatzung<br />
stets mit einem besseren Gefühl an<br />
Bord geht als die Passagiere, die den<br />
erstgenannten „auf Gedeih und<br />
Verderben“ ausgeliefert sind und<br />
denen nur zu hoffen bleibt, dass die<br />
Crew ihren Job ordentlich macht.<br />
3. Wir hatten es doch nur gut gemeint!<br />
Stimmt zwar ziemlich häufig,<br />
ist aber keine gute Ausrede, wenn’s<br />
daneben geht. Der berühmte Unfallforscher<br />
James Reason hat gesagt,<br />
dass der Weg zu Unfällen mit<br />
guten Absichten gepflastert ist.<br />
Recht hat er!<br />
4. Wir glauben an unsere Unverwundbarkeit!<br />
Es ist einleuchtend, dass<br />
der „Häuslebauer“, der schon hundert<br />
mal erfolgreich auf den wackligen<br />
„Stühleturm“ kletterte, dies<br />
auch in Zukunft tun wird. Er hat ja<br />
den Beweis für die Sicherheit seines<br />
Handelns oft genug geliefert. („Ich<br />
weiß gar nicht, was ihr wollt! Seht<br />
her – es geht doch!“) Daraus resultiert<br />
auch ein gerüttelt Maß an<br />
Unbelehrbarkeit. Zusätzlich ist er<br />
noch belohnt worden, denn er hat<br />
sich den Gang in den Keller und das<br />
mühsame Schleppen der Leiter erspart.<br />
Viele Leser kannten den Luftfahrzeugführer,<br />
der beim Anflug schon<br />
fast gewohnheitsmäßig unerlaubterweise<br />
unter die Entscheidungshöhe<br />
ging und dafür gelegentlich belohnt<br />
wurde, da er die Landung gerade<br />
noch schaffte, während die Anderen<br />
durchstarten und ihre Luftfahrzeuge<br />
am Ausweichplatz parken mussten.<br />
Einige kannten denjenigen, der öfters<br />
mal ein bisschen tiefer flog als die Anderen<br />
und der dafür gelegentlich anerkennende<br />
Blicke von den Newcomer<br />
in der Staffel erhielt. Seine Todesanzeige<br />
enthielt nur den üblichen Text:...in<br />
Ausübung des Dienstes verstorben...<br />
Von Heldentum war da nichts zu<br />
lesen.<br />
Den Schmerz seiner Witwe kennt<br />
niemand!<br />
Oscar Wilde hat gesagt:“Immer auf<br />
dem Sprunge stehen – das nenne ich<br />
leben. Von Sicherheit eingewiegt werden<br />
bedeutet sicheren Tod.“<br />
Na ja! Das mag das Lebensmotto<br />
Oscar Wildes gewesen sein.<br />
Eugen Roth sagte humorvoll:“Das<br />
Leben an sich ist lebensgefährlich!“<br />
Stimmt!<br />
Wir halten es lieber mit Wilhelm<br />
von Humboldt:“Ohne Sicherheit vermag<br />
der Mensch weder seine Kräfte<br />
auszubilden noch die Frucht derselben<br />
zu genießen; denn ohne Sicherheit ist<br />
keine Freiheit.“<br />
Denken Sie mal d’rüber nach!