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fremdheit und identität in herta müllers reisende auf einem bein ...

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dargestellt. Dass Herta Müller die zweite Banater Schreibende ist, der der große Schritt <strong>in</strong> den<br />

Westen mit ihrem Erstl<strong>in</strong>gswerk gel<strong>in</strong>gt, macht, dass man sowohl staune als auch Erklärungen<br />

suche 47 , laut Schneider. Das Buch wurde <strong>auf</strong> der e<strong>in</strong>en Seite gut <strong>auf</strong>genommen, dennoch laut<br />

Schneider „hat [es] hierzulande, ebenso wie die Badgeschichte im Banat, Staub <strong>auf</strong>gewirbelt,<br />

banat-schwäbische Ablehnung erfahren <strong>und</strong> Empörung ausgelöst.“ 48 Schneider schliesst<br />

se<strong>in</strong>en Artikel mit der Behauptung ab, Herta Müller werfe mit Ste<strong>in</strong>en, obgleich sie im<br />

Glashaus sitze, <strong>und</strong> stellt am Ende die rhetorische Frage: „Ist es verw<strong>und</strong>erlich, daß die<br />

Schwaben im Banat – <strong>und</strong> nicht nur dort – sie ablehnen <strong>und</strong> wie sie selbst gesteht, sogar<br />

beschimpfen?“ 49<br />

Bei den Kritikern, die Herta Müllers Dichtung attackieren, wird vor allem ihre wiederholte<br />

Thematik der dorfischen K<strong>in</strong>dheit, der Erfahrungen der Ceauescu-Diktatur, der Ausreise,<br />

sowie der Fremdheit <strong>und</strong> Heimatlosigkeit im neuen Land kritisiert. Ihre Dichtung wird als<br />

ermüdend <strong>und</strong> stagniert betrachtet, als habe sich Müller <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unveränderlichen Muster<br />

festgefahren. 50 Der <strong>in</strong> der Zeitung Die Presse angestellte Dieter Lenhart beklagt über Herta<br />

Müllers Roman Herztier, dass wir eigentlich schon genug von solchen Büchern hätten:<br />

„Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d die als Romane gewandeten Bücher über das abgestufte Leid <strong>in</strong> den leidlich<br />

abgestuften Diktaturen des Ostens.“ 51 Trotzdem sche<strong>in</strong>t ihm aber Herztier „das bisher beste<br />

Buch Herta Müllers“ <strong>und</strong> er schließt se<strong>in</strong>en Artikel mit e<strong>in</strong>em Widerspruch ab, der eigentlich<br />

als Kritik eigener Me<strong>in</strong>ungen zu sehen wird: „Eigentlich hatte ich schon genug von solchen<br />

Büchern. Aber von diesem Buch konnte ich nicht genug kriegen.“ 52 E<strong>in</strong>e solche gespaltene<br />

Haltung ihren Büchern gegenüber, zeigt sich, gewöhnlich zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>igen Rezensenten<br />

kritisieren also die Wiederholung der Themen, jedoch beurteilen die Mehrzahl der Kritiker<br />

ihre „thematische Standfestigkeit“ 53 als positiv.<br />

Herta Müller kritisiert jedoch ihrerseits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview der Tagesberichte: ETH Life die<br />

Literaturkritiker, die versuchen, ihre Dichtung zu ändern:<br />

47 Schneider, H.: „E<strong>in</strong>e Apothese des Häßlichen <strong>und</strong> Abstoßenden. Anmerkungen zu Herta Müllers<br />

Niederungen“, <strong>in</strong>: Banater Post, Jahrgang 29 – Nr. 23/24: München 1984, S. 19.<br />

48 Ebd., S. 19.<br />

49 Ebd., S. 20f.<br />

50 Zierden, Josef: „Herta Müller“, <strong>in</strong>: Arnold, He<strong>in</strong>z Ludwig: KLG: München 2001, S. 8.<br />

51 Lenhardt, Dieter: „Die Sprache der Quitten“, <strong>in</strong>: Die Presse, 01.10.1994.<br />

52 Ebd.<br />

53 Zierden, Josef: „Herta Müller“, <strong>in</strong>: Arnold, He<strong>in</strong>z Ludwig: KLG: München 2001, S. 8.<br />

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