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fremdheit und identität in herta müllers reisende auf einem bein ...

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Sprache <strong>und</strong> (erf<strong>und</strong>ene) Wahrnehmung <strong>in</strong> Müllers Dichtung. In Köhnens Der Druck der<br />

Erfahrung treibt die Sprache <strong>in</strong> die Dictung. Bildlichkeit <strong>in</strong> Texten Herta Müllers beschäftigt<br />

Karl Schulte sich mit der <strong>in</strong> Reisende <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> erkennbaren Mobilität <strong>und</strong> vergleicht die<br />

„Hüpfbewegung (...) der Erzähl-Collage“ 69 mit e<strong>in</strong>er Mobile. E<strong>in</strong>leitend formuliert er se<strong>in</strong>e<br />

eigenen Gedanken zum Ausdruck im Titel „<strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong>“ <strong>und</strong> lobt danach das Buch als<br />

„das prosaischste Werk Herta Müllers.“ 70 Hervorgehoben werden von Schulte die ständige<br />

Bewegung <strong>und</strong> das Surreale, das <strong>in</strong> der Irene gemachten Collage, sowie bei ihrer Betrachtung<br />

von Menschen <strong>und</strong> D<strong>in</strong>gen, die sich nicht vone<strong>in</strong>ander unterscheiden lassen, zum Ausdruck<br />

kommt: „Die e<strong>in</strong>zelnen Teile, Bruchstücke der wahrgenommenen Wirklichkeit, s<strong>in</strong>d poetischbizarr<br />

<strong>und</strong> von surrealistischem Beziehungseffekt.“ 71 Alles hängt, nach Schulte, <strong>in</strong> dieser<br />

übergänglichen, liquiden <strong>und</strong> transitorischen D<strong>in</strong>gordnung, wo die Teile stets <strong>in</strong> neue<br />

Relationen e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>gen, mit allem zusammen. 72 Zusätzlich hebt er Irenes Identität, oder<br />

vielmehr die Auflösung, beziehungsweise den Verlust ihrer Identität, vor:<br />

Irene, die den Boden unter den Füßen verliert <strong>und</strong> unsicher <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> <strong>in</strong> fremder Umgebung<br />

landet, stößt nicht nur <strong>auf</strong> das Starre <strong>und</strong> Abweisende der Personen <strong>und</strong> D<strong>in</strong>ge, sie wird sich auch selber<br />

fremd, steht e<strong>in</strong>er anderen Irene samt ihren Sätzen gegenüber. Dies geht bis zu<br />

Dissoziationsersche<strong>in</strong>ungen <strong>und</strong> verd<strong>in</strong>glichter Wahrnehmung des eigenen Körpers. 73<br />

Mit dem Identitätsverlust Irenes schließt er se<strong>in</strong>e Abhandlung ab, <strong>und</strong> zieht dabei e<strong>in</strong>e<br />

Parallele zwischen ihrer Angst, <strong>in</strong>s Leere zu fallen <strong>und</strong> dem Verlust der Identität.<br />

In Norbert Otto Ekes Essaysammlung Die erf<strong>und</strong>ene Wahrnehmung. Annäherung an Herta<br />

Müller beschäftigt sich Bernhard Doppler mit Müllers Reisende <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong>, wobei er <strong>auf</strong><br />

das Exil fokussiert. Er betrachtet die Erzählung als Exillitteratur, da die neue Erfahrungen, die<br />

sich Irene im neuen (Exil)Land macht, immer an ihre Er<strong>in</strong>nerung des anderen Landes<br />

zurückweist: „Sie wählt nicht nur das Bild des Reisenden; auch explizit von Ausländern,<br />

Heimat, Heimweh handelt die Erzählung an vielen Stellen.“ 74 Weiter weist er <strong>auf</strong> die im Buch<br />

vorkommenden Widersprüchlichkeiten h<strong>in</strong>, die Paradoxien zwischen Nähe <strong>und</strong> Fremdheit,<br />

69 Schulte, Karl: „Reisende <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> – E<strong>in</strong> Mobile“, <strong>in</strong>: Köhnen, Ralph: Der Druck der Erfahrung treibt<br />

die Sprache <strong>in</strong> die Dichtung. Bildlichkeit <strong>in</strong> Texten Herta Müllers, Frankfurt/M [u.a.]: Peter Lang 1997, S. 54.<br />

70 Ebd., S. 53.<br />

71 Ebd., S. 54.<br />

72 Ebd., S. 57.<br />

73 Ebd., S. 60.<br />

74 Doppler, Bernhard: „Die Heimat ist das Exil. E<strong>in</strong>e Entwicklungsgestalt ohne Entwicklung. Zu Reisende <strong>auf</strong><br />

e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong>“, <strong>in</strong> Eke, Norbert Otto: Die erf<strong>und</strong>ene Wahrnehmung. Annäherung an Herta Müller, Igel Verlag<br />

Wissenschaft: Paderborn 1991, S. 98.<br />

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