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fremdheit und identität in herta müllers reisende auf einem bein ...

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Anhaltspunkt zu f<strong>in</strong>den, verbleibt sie e<strong>in</strong>e Reisende, <strong>und</strong> zwar e<strong>in</strong>e Reisende <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong>,<br />

während sie <strong>auf</strong> dem andern schon im ‚anderen Land’, wegen der dort herrschenden<br />

Verhältnissen, e<strong>in</strong>e Verlorene war. Die fehlende Zugehörigkeit <strong>und</strong> Heimatlosigkeit, welche<br />

das Buch Herta Müllers kennzeichnen, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> roter Faden durch die ganze Erzählung, <strong>in</strong> der<br />

bis zum Schluss die Fremdheit von Menschen thematisiert wird, „die nicht mehr wußten, ob<br />

sie [...] Reisende <strong>in</strong> dünnen Schuhen waren. Oder Bewohner mit Handgepäck.“ (R 166).<br />

Die Erfahrung des Außenseitertums <strong>und</strong> der Fremdheit, die Irene schon im eigenen Land<br />

gefühlt hat, setzt sich also <strong>in</strong> der neuen Situation <strong>in</strong> Deutschland fort. Insofern entspricht ihre<br />

Erfahrung den Erfahrungen Herta Müllers, die sie im Essay Der fremde Blick oder Das Leben<br />

ist e<strong>in</strong> Furz <strong>in</strong> der Laterne 2 beschrieben hat. Dort erklärt sie wie die im totalitären Staat<br />

<strong>auf</strong>gezwungene Entfremdung beziehungsweise Fremdheit zu e<strong>in</strong>em fremden Blick <strong>auf</strong> die<br />

Welt führt. Entsprechend der Konzeption Herta Müllers, <strong>auf</strong> die ich unten noch zu sprechen<br />

komme, sche<strong>in</strong>t auch die Protagonist<strong>in</strong> des im folgenden zu untersuchenden Buches nicht nur<br />

aus ihrer Heimat e<strong>in</strong>en fremden Blick mitgebracht zu haben, sondern sie hat noch e<strong>in</strong>en<br />

zweiten fremden Blick im neuen Land entwickelt. Infolgedessen betrachtet sie ihre Umwelt<br />

mit dem Blick e<strong>in</strong>er Außenseiter<strong>in</strong>. Ausgehend vom doppelten fremden Blick soll im<br />

Folgenden <strong>auf</strong> die Entwicklung <strong>und</strong> Erfahrung der Hauptfigur im neuen Land näher<br />

e<strong>in</strong>gegangen werden, um dabei <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie das <strong>in</strong> der Heimatlosigkeit wurzelnde Spiel von<br />

Außenseitertum <strong>und</strong> Zugehörigkeit, Fremdheit <strong>und</strong> Identitätssuche verfolgen zu können.<br />

2 Müller, Herta: „Der fremde Blick oder Das Leben ist e<strong>in</strong> Furz <strong>in</strong> der Laterne“ <strong>in</strong>: Der König verneigt sich <strong>und</strong><br />

tötet, Carl Hanser Verlag: München 2003.<br />

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