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fremdheit und identität in herta müllers reisende auf einem bein ...

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nur Fremdheit. Sowohl im anderen Land, wo sie sich zum ersten Mal getroffen haben <strong>und</strong><br />

dann später <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, wo er sie besucht hat, als auch <strong>in</strong> Marburg, wo sich Irene Franz<br />

erfolglos genähert hat: Sie waren <strong>und</strong> sie verbleiben e<strong>in</strong>ander völlig fremd. E<strong>in</strong>e ähnliche<br />

Fremdheit lässt sich auch deutlich zwischen Stefan <strong>und</strong> Irene spüren. Sie haben versucht,<br />

e<strong>in</strong>ander besser kennenzulernen, jedoch stellt sichn heraus, sie werden für e<strong>in</strong>ander durch<br />

ihre Gespräche immer noch fremder. Für Irene ist Thomas am Anfang etwas Fremdes, das<br />

untersucht werden muss, <strong>und</strong> es besteht e<strong>in</strong>e reelle Nähe zwischen ihnen, die be<strong>in</strong>ahe zum<br />

Gefühl der Sicherheit führt. Jedoch resultiert ihre <strong>in</strong>time Begegnung mit e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> noch<br />

größerer Abstand <strong>und</strong> <strong>in</strong>folgedessen zu e<strong>in</strong>er anhaltenden Entfremdung. Irenes wiederholte<br />

Anstrengungen, sich den drei Männern zu nähern, ist laut Karl Schulte als Liebesversuche zu<br />

betrachten, <strong>und</strong> solch „e<strong>in</strong> Liebesversuch führt statt zu größerer Nähe zu mehr Fremdheit,“ 91<br />

was oben gezeigt wurde.<br />

Mit dieser Bemerkung Schultes vor Augen möchte ich an dieser Stelle mit Bernhard Doppler<br />

abschliessen. Denn Doppler, der die Entwicklung Irenes, oder lieber ihre fehlende<br />

Entwicklung, <strong>in</strong> Bezug <strong>auf</strong> die Fremdheit, aus der sie nicht gel<strong>in</strong>gt, sich loszulösen,<br />

beschreibt, weist m. E. zurecht dar<strong>auf</strong> h<strong>in</strong>, dass Irene „sich nicht entwickelt, daß sie erträgt,<br />

Fremde zu bleiben, macht ihre Autonomie, ihre Entwicklung aus“. 92<br />

91 Schulte, Karl: „Reisende <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> – E<strong>in</strong> Mobile“, <strong>in</strong>: Köhnen, Ralph: Der Druck der Erfahrung treibt<br />

die Sprache <strong>in</strong> die Dichtung. Bildlichkeit <strong>in</strong> Texten Herta Müllers, Peter Lang: Frankfurt/M [u.a.] 1997, S. 59.<br />

92 Doppler, Bernhard: „Die Heimat ist das Exil. E<strong>in</strong>e Entwicklungsgestalt ohne Entwicklung. Zu Reisende <strong>auf</strong><br />

e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong>“, <strong>in</strong>: Eke, Norbert Otto: Die Erf<strong>und</strong>ene Wahrnehmung. Annäherung an Herta Müller, Igel Verlag<br />

Wissenschaft: Paderborn 1991, S. 105.<br />

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