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fremdheit und identität in herta müllers reisende auf einem bein ...

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<strong>auf</strong> e<strong>in</strong> Verhältnis sowie die unerfüllten Erwartungen im H<strong>in</strong>blick <strong>auf</strong> das neue Land <strong>und</strong> die<br />

neue Situation, werden im folgenden Zitat Franz gegenüber ausgedrückt:<br />

Ich hab mir aus dem anderen Land die Entfernung zwischen dir <strong>und</strong> mir oft vorgestellt. Es waren vielen<br />

Entfernungen gewesen. (...) Und alle haben gestimmt. Auch nach der Landung noch gestimmt, weil<br />

Stefan am Flughafen war. (...) Ich war alle<strong>in</strong> abgereist <strong>und</strong> wollte zu zweit ankommen. Alles war<br />

umgekehrt. Ich war zu zweit abgereist. Angekommen b<strong>in</strong> ich alle<strong>in</strong>. (R 126).<br />

Die zitierte Stelle deutet auch, wie wir sehen, die Identitätsproblematik, um die es <strong>in</strong> dieser<br />

Erzählung geht, nochmals an: Irene kommt als e<strong>in</strong>e andere an.<br />

6.7.2. Stefan <strong>und</strong> Thomas<br />

Da Irene e<strong>in</strong>e feste Beziehung zu Franz nicht erreichen kann, versucht sie sich Stefan <strong>und</strong><br />

Thomas zu nähern. Stefan, der Stellvertreter Franz’, ist der erste Mann, den Irene im neuen<br />

Land kennenlernt. Fre<strong>und</strong>lich s<strong>in</strong>d sie aber nie geworden. Schon von der ersten Begegnung<br />

am Flughafen kommt die Distanz zwischen Irene <strong>und</strong> Stefan wie auch zwischen dem alten<br />

<strong>und</strong> dem neuen Land zum Ausdruck, als Stefan se<strong>in</strong>en Kopf abwendet, wenn sie versucht, <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>e Augen zu sehen: „Diese Blicke <strong>auf</strong> der Flucht kannte Irene aus dem anderen Land.<br />

Diese Scheu.“ (R 25). Stefan hat vermutlich Irene nur aus Höflichkeit abgeholt <strong>und</strong> hält e<strong>in</strong>en<br />

Abstand zu ihr die ganze Zeit. Es besteht e<strong>in</strong>e Nüchternheit zwischen den beiden <strong>und</strong> für<br />

Irene fungiert er hauptsächlich als Informant <strong>und</strong> wird <strong>auf</strong> diese Weise das Zwischenglied<br />

zwischen ihr <strong>und</strong> Franz.<br />

Charakterisch an Stefan ist se<strong>in</strong>e Kritik an Irene wegen ihres Andersse<strong>in</strong>s als Aussenseiter<strong>in</strong>.<br />

Sätze wie „Du bist zu fre<strong>und</strong>lich. Du bist für jeden erreichbar“ <strong>und</strong> „Schau dich an, (...)du<br />

hast noch immer dieses Lächeln aus dem Osten“ (R 116) kommen z.B. <strong>in</strong> demselben<br />

Gespräch vor. Er hebt also ihre Schwächen hervor. Und „[z]wischen den Sätzen anderer [sagt<br />

er]: Alles klar. Prima. Spitze. Super. Klasse“ (R 116) als höre er nicht gut zu, sondern benutzt<br />

Füllwörter, um so zu tun, als wäre er ganz Ohr. Stefan sche<strong>in</strong>t an Irene als Person gar nicht<br />

<strong>in</strong>teressiert zu se<strong>in</strong>. Trotzdem spielt er für Irene e<strong>in</strong>e ganz zentrale Rolle, denn sie hat, durch<br />

ihn, Thomas kennengelernt.<br />

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