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fremdheit und identität in herta müllers reisende auf einem bein ...

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charakteristische Themen für Müller s<strong>in</strong>d. Darüber h<strong>in</strong>aus behauptet sie, dass Liebe <strong>in</strong> den<br />

Texten Herta Müllers als dumpfe Sexualität, Begierde <strong>und</strong> Trieb 58 dargestellt wird.<br />

An der Abhandlung Predoius ist aber <strong>in</strong> unserem Zusammenhang ihr Kapitel, das sich um das<br />

Buch Reisende <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> <strong>und</strong> dessen Thema Fremdheit am <strong>in</strong>teressantesten. Herta<br />

Müllers Protagonist<strong>in</strong> Irene, die ihre Heimat <strong>in</strong> der Diktatur verlassen hat, erlebt, wie oben<br />

schon erwähnt, e<strong>in</strong>e neue Fremdheit im neuen Land, was ihr Selbstbild <strong>und</strong> ihre Identität<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Laut Predoiu führt „[d]ie Flucht vor der Unterdrückung [...] zu e<strong>in</strong>er Fremdheit,<br />

die nur e<strong>in</strong> Überleben als reduziertes Dase<strong>in</strong> übliglässt.“ 59 Was die Identitätsproblematik<br />

Irenes im Buch betrifft, was auch später <strong>in</strong> der Analyse behandelt wird, lehnt Predoiu deutlich<br />

e<strong>in</strong>e Aussage der Journalist<strong>in</strong> Sibylle Cramer ab, die <strong>in</strong> ihrem Artikel „Auf den Flügeln des<br />

Gefühls westwärts. Herta Müllers Erzählung Reisende <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong>“ 60 von e<strong>in</strong>em<br />

doppelten Ich Irenes spricht. Cramer sche<strong>in</strong>t im Artikel der Me<strong>in</strong>ung zu se<strong>in</strong>, dass Irene<br />

deutlich e<strong>in</strong>e Doppelheit der Identität zeigt, was Predoiu provoziert. Sie behauptet dagegen,<br />

dass es <strong>in</strong> Reisende <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> <strong>auf</strong> ke<strong>in</strong>en fall „die Rede von e<strong>in</strong>er Dichotomie der<br />

Protagonist<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e alte <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Existenz se<strong>in</strong> [kann]. Vielmehr handelt es sich [...]<br />

um e<strong>in</strong>e schmerzlich empf<strong>und</strong>ene Fremdheit, um den Zustand der Entwurzelung, des<br />

verlorenen Ursprungs <strong>und</strong> der verlorengegangenen Vertrautheit.“ 61<br />

Weitere Forschungsbeiträge von Carmen Wagner, Bogdan Mihai Dasclu <strong>und</strong> Herta Haupt-<br />

Cucuiu s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong>teressant für die vorliegende Arbeit, weil sie <strong>auf</strong> Herta Müllers Sprachstil,<br />

ihre Konzepte der Fremdheit <strong>und</strong> der (fehlenden) Identität <strong>und</strong> ihre Poesie e<strong>in</strong>gehen. 62<br />

Die Forschung über Herta Müllers Werk ist nicht nur <strong>auf</strong> den deutschsprachigen Raum<br />

begrenzt, sondern wird auch <strong>in</strong> anderen Gebieten betrieben. Die zwei britischen<br />

Forscher<strong>in</strong>nen Brigid Ha<strong>in</strong>es <strong>und</strong> Margaret Littler, die beziehungsweise an der Universität<br />

Manchester (England) <strong>und</strong> der Universität der Stadt Swansea (Wales) tätig s<strong>in</strong>d, haben sich<br />

mit zeitgenössischem weiblichem Schreiben beschäftigt. In ihrem 2004 veröffentlichten Buch<br />

werden ausgewählte Werke verschiedener deutschsprachigen Autor<strong>in</strong>nen behandelt, darunter<br />

58 Ebd., S. 89.<br />

59 Ebd., S. 147.<br />

60 Cramer, Sibylle: „Auf den Flügeln des Gefühls westwärts. Herta Müllers Erzählung Reisende <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong>“,<br />

<strong>in</strong>: Tagesspiegel, 11.11.1989.<br />

61 Ebd. 52, S. 149.<br />

62 Ich werde <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Arbeit <strong>auf</strong> ihren Texten nicht näher e<strong>in</strong>gehen. Für mehr Information derer<br />

Forschungsbeiträge, siehe ihrer <strong>in</strong> der Literaturverzeichnis hergestellten Texten.<br />

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