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fremdheit und identität in herta müllers reisende auf einem bein ...

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6.7. Die Funktion der Männer<br />

Die Männer, die Irenes Leben bee<strong>in</strong>flussen, s<strong>in</strong>d vor allem Franz, Stefan <strong>und</strong> Thomas.<br />

Zusätzlich spielen auch andere namenslose <strong>und</strong> <strong>identität</strong>slose Männer e<strong>in</strong>e Rolle, die für Irene<br />

bestimmte Gefühle auslösen <strong>und</strong> ihren Alltag prägen. Sie s<strong>in</strong>d jedoch bloße Statisten, die<br />

Irene beobachtet, aber trotzdem nennenswert, denn die Protagonist<strong>in</strong> bemerkt sie aus<br />

irgendwelchen Gründen. Wir haben schon oben gesehen, dass Irene Franz an Stelle des<br />

rumänischen Mannes am Strand gewählt hat, was ihre neue Lebenslage <strong>in</strong> Deutschland prägt.<br />

In Bezug <strong>auf</strong> der Funktion der Männer <strong>in</strong> Irenes Leben soll demnächst Franz als der Allererste<br />

genannt werden, denn ihre Beziehung zu Franz ist am kompliziertesten.<br />

6.7.1. Franz<br />

Irene <strong>und</strong> Franz haben sich, wie schon früher erwähnt, <strong>in</strong> Irenes Heimatland getroffen, als er<br />

da im Urlaub war. Durch e<strong>in</strong>en Zufall hat Irene diesen betrunkenen, deutschen Touristen<br />

getroffen, <strong>und</strong> ihm später zu se<strong>in</strong>em Hotel geholfen. Nach ihrer kurzen Begegnung im<br />

„anderen Land“, wo sie im Hotel mit e<strong>in</strong>ander geschlafen haben, ist <strong>in</strong> Irene e<strong>in</strong>e Erwartung<br />

geweckt worden. Franz wurde dann sowohl ihre Trumpfkarte wie auch ihre Chance, sich im<br />

neuen Land sicher <strong>und</strong> zu Hause zu fühlen. Doch schon am Flughafen, als Franz nicht e<strong>in</strong>mal<br />

Irene selbst abgeholt hat, sondern se<strong>in</strong>en Bekannter Stefan an se<strong>in</strong>er Stelle geschickt hat,<br />

sche<strong>in</strong>t ihre kurze Beziehung fast unbegründet zu se<strong>in</strong>.<br />

Die verschiedenen Todesmotive, die im Buch <strong>in</strong> Bezug <strong>auf</strong> Franz ständig wiederholt werden,<br />

deuten bestimmt <strong>auf</strong> e<strong>in</strong> kommendes Ende, <strong>und</strong> zwar <strong>auf</strong> die Beendigung des Verhältnisses<br />

zwischen Franz <strong>und</strong> Irene. Als Franz Irene besucht, kommt e<strong>in</strong>e Ahnung dieses Endes durch<br />

Leblosigkeit <strong>und</strong> die beklemmenden Gefühle Franz’ zum Ausdruck: „Franz zerdrückte dürre<br />

Blätter <strong>in</strong> der Hand. Riß gelbe Blätter von den Zweigen der Topfpflanze. (...) Franz legte die<br />

gelben Blätter <strong>auf</strong>s Fensterbrett[.]“ (R 57f). Diese ansche<strong>in</strong>end unbewusste Handlung<br />

markiert die Nervösität, die bei Franz vorherrscht. Se<strong>in</strong>e Gedanken ung Gefühle versucht er<br />

durch die gelben <strong>und</strong> verblühten, durch diese toten Blätter zu kontrolliern. Doch sie werden<br />

dadurch stärker markiert. Wären diese Blätter e<strong>in</strong> Bild se<strong>in</strong>er Gefühle für Irene, hätte er<br />

sowohl diese (durch se<strong>in</strong>e Behandlung der Blätter) zerknüllt, bewusst zerstört <strong>und</strong> vernichtet.<br />

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