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fremdheit und identität in herta müllers reisende auf einem bein ...

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7. Ergebnisse<br />

Wie schon <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung angedeutet wurde, wie auch <strong>in</strong> der Zielsetzung festgestellt, sollte<br />

<strong>in</strong> der vorliegenden Arbeit die Erfahrung <strong>und</strong> Entwicklung der Protagonist<strong>in</strong> <strong>in</strong> Reisende <strong>auf</strong><br />

e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bezug <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em doppelten fremden Blick untersucht werden. Der <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />

Arbeit behandelte fremde Blick, der das Leben der Hauptfigur Irene geprägt hat, entspricht<br />

dem im poetologischen Exkurs beschriebenen Begriff des fremden Blicks von Herta Müller,<br />

denn die Erlebnisse Irenes im Buch reflektieren die Erfahrungen der Autor<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

autofiktionalen Weise. Wie die Untersuchung gezeigt hat, wird im Buch vor allem die neue<br />

Situation der Protagonist<strong>in</strong> als Exilant<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland geschildert, wo sie wiederholte<br />

Versuche macht, um sich zurechtzuf<strong>in</strong>den, mit sich selbst identisch leben zu können <strong>und</strong> die<br />

Erfahrung der Fremdheit durch männliche (gescheiterte) Beziehungen zu überw<strong>in</strong>den<br />

versucht.<br />

Die Ursache der Entfremdung geht <strong>auf</strong> die Erfahrungen <strong>in</strong> diktatorischen Heimat zurück.<br />

Obwohl sich Irene von der Heimat losreißt, behält sie jedoch den fremden Blick sich selbst<br />

wie auch die Welt gegenüber. Die zwei Jahre nach Müllers Übersiedlung nach Deutschland<br />

entstandene Publizierung des Buches unterstreicht somit die Parallele zwischen Fiktion <strong>und</strong><br />

Leben bei der Autor<strong>in</strong>. Zumal die Erfahrung Irenes, ihre Unsicherheit wegen des<br />

Außenseitertums <strong>und</strong> der fehlenden Zugehörigkeit auch die Erfahrung der Autor<strong>in</strong> gewesen<br />

ist. Im H<strong>in</strong>blick <strong>auf</strong> die Konzeption der Autofiktionalität lässt sich <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne die <strong>in</strong><br />

Reisende <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> geschilderte Geschichte der Protagonist<strong>in</strong> <strong>auf</strong> die Biographie Herta<br />

Müllers beziehen. In beiden Fällen habenwir es mit e<strong>in</strong>em fremden Blick zu tun.<br />

Die Hauptfigur der Erzählung sucht im neuen Land, wie der Analyse gezeigt hat, nach e<strong>in</strong>er<br />

neu def<strong>in</strong>ierbaren Zugehörigkeit, die ihr e<strong>in</strong>en festen Anhaltspunkt geben soll. Zu diesem<br />

Zweck benutzt sie vor allem ihre Verb<strong>in</strong>dungen zu den drei Männern Franz, Thomas <strong>und</strong><br />

Stefan, mit denen e<strong>in</strong> Spiel e<strong>in</strong>er irreführenden Annäherung <strong>in</strong> Gang gebracht wird. Die<br />

Bestrebungen Irenes, <strong>in</strong> Franz e<strong>in</strong>e Bestätigung von Nähe <strong>und</strong> vermutlich auch Liebe zu<br />

f<strong>in</strong>den, werden, durch die ganze Erzählung h<strong>in</strong>durch, durch Irenes Schreiben von Karten<br />

sowie ihre wiederholten Reisen nach Marburg beschrieben. Doch mit leitmotivischen<br />

H<strong>in</strong>weisen <strong>auf</strong> das Ende nimmt die Entfremdung zu, die zwischen Franz <strong>und</strong> Irene noch<br />

größer wird. E<strong>in</strong>e Fremdheit, die auch <strong>auf</strong> Stefan <strong>und</strong> Thomas projiziert wird. Wegen<br />

erfolgloser Bemühungen, sich durch die Männer <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e neue Art <strong>und</strong> Weise def<strong>in</strong>ieren zu<br />

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