Edukation Education Educazione - Palliative ch
Edukation Education Educazione - Palliative ch
Edukation Education Educazione - Palliative ch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kompetenzen für Berufsrollen in <strong>Palliative</strong> Care – S<strong>ch</strong>ritte zu<br />
Standardisierung, Qualitätssi<strong>ch</strong>erung und Glaubwürdigkeit<br />
Fa<strong>ch</strong>artikel<br />
palliative-<strong>ch</strong> Nr. 2 / 2008<br />
Ausbildungsprogramme, die diese Fähigkeiten bedarfsgere<strong>ch</strong>t<br />
vermitteln, verleihen einem neuen Gebiet<br />
mehr Glaubwürdigkeit und Si<strong>ch</strong>tbarkeit gegenüber den<br />
bereits etablierten Fä<strong>ch</strong>er. Wenn in <strong>Palliative</strong> Care ausgebildete<br />
Ärzte, Pflegefa<strong>ch</strong>personen oder Psy<strong>ch</strong>ologen<br />
ihre Eins<strong>ch</strong>ätzungen oder Empfehlungen mit den einweisenden<br />
Kollegen in anderen Fä<strong>ch</strong>ern erörtern, haben<br />
sie die Gewissheit, dass ihre Rolle anerkannt wird<br />
und ihre Interventionen auf hohen Ausbildungsstandards<br />
beruhen.<br />
4. Ri<strong>ch</strong>tlinien für die Praxis<br />
Eine klare Bezei<strong>ch</strong>nung der für eine bestimmte Funktion<br />
benötigten Kompetenzen (etwa für eine Pflegefa<strong>ch</strong>frau<br />
oder einen beratenden Arzt in <strong>Palliative</strong> Care)<br />
ermögli<strong>ch</strong>t Ri<strong>ch</strong>tlinien, an denen si<strong>ch</strong> der jeweilige Berei<strong>ch</strong><br />
und die dort Praktizierenden orientieren können.<br />
Es fällt s<strong>ch</strong>wer, si<strong>ch</strong> einen Arzt vorzustellen, der si<strong>ch</strong> als<br />
Kardiologe bezei<strong>ch</strong>net, aber bloss über eine minimale<br />
Ausbildung und Erfahrung auf dem betreffenden Gebiet<br />
verfügt. Dasselbe gilt für eine Psy<strong>ch</strong>ologin, die den<br />
Kunden direkt beraten will, ohne die nötige Ausbildung<br />
zu besitzen.<br />
Die Erarbeitung sol<strong>ch</strong>er Ri<strong>ch</strong>tlinien ist aber ein langwieriger<br />
Prozess. Es wäre offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> unrealistis<strong>ch</strong> zu<br />
erwarten, dass jede Fa<strong>ch</strong>person im betreffenden Berei<strong>ch</strong><br />
über alle benötigten Kompetenzen verfügt, wenn<br />
das Fa<strong>ch</strong> wie in der S<strong>ch</strong>weiz no<strong>ch</strong> relativ neu ist. Sol<strong>ch</strong>e<br />
Situationen sind oft dadur<strong>ch</strong> gekennzei<strong>ch</strong>net, dass der<br />
als «kritis<strong>ch</strong>e Masse» ers<strong>ch</strong>einende erforderli<strong>ch</strong>e Bedarf<br />
an voll ausgebildeten Fa<strong>ch</strong>kräften ni<strong>ch</strong>t gedeckt ist und<br />
die Mittel fehlen, um qualifizierte Fa<strong>ch</strong>kräfte einzustellen.<br />
Trotzdem leisten diese Personen Ents<strong>ch</strong>eidendes in<br />
der Behandlung und in Führungspositionen. Die heute<br />
in <strong>Palliative</strong> Care tätigen Fa<strong>ch</strong>kräfte haben zudem<br />
eine Vorreiterrolle: Sie setzen erste berufli<strong>ch</strong>e Standards<br />
für die kommende Generation. Derartige Ri<strong>ch</strong>tlinien<br />
existieren in Ländern wie Grossbritannien, Australien<br />
und Kanada, in denen <strong>Palliative</strong> Care als eigenständige<br />
Spezialität oder Subspezialität anerkannt ist und<br />
die s<strong>ch</strong>on seit Jahren dur<strong>ch</strong> bedeutende Mittel gefördert<br />
werden. Sie unterstützen die Lehrenden bei der<br />
Entwicklung von Ausbildungsangeboten, die Zertifizierungsstellen<br />
bei der Zertifizierung der Fa<strong>ch</strong>kräfte und<br />
der Leistungen, die Administratoren bei der Qualitätsbeurteilung<br />
des Angebots und der Einstellung qualifizierter<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.<br />
5. Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nur für die Entwicklung des Ausbildungsangebots<br />
In <strong>Palliative</strong> Care ges<strong>ch</strong>ulte Lehrpersonen können si<strong>ch</strong><br />
bei der Entwicklung der Kurse und Ausbildungsprogramme<br />
auf standardisierte Kompetenzen stützen. Die<br />
Kompetenzen können zu Lernzielen umformuliert werden.<br />
Die Lehrenden können zudem angeben, wel<strong>ch</strong>es<br />
Zielpublikum die Kurse anvisieren. Wenn jemand beispielsweise<br />
irgendwo in der S<strong>ch</strong>weiz einen Master-Kurs<br />
absolviert hat, kann er darauf vertrauen, dass er dank<br />
seinem Diplom die nötigen Fertigkeiten besitzt, um eine<br />
bestimmte Berufsrolle, etwa als klinis<strong>ch</strong>er Fa<strong>ch</strong>arzt,<br />
Ausbildner, Fors<strong>ch</strong>er oder Verwalter bedarfsgere<strong>ch</strong>t<br />
auszufüllen. Ausserdem kann er si<strong>ch</strong>er sein, dass die<br />
erworbenen Kompetenzen im ganzen Land anerkannt<br />
werden. Selbst wenn die Lehr- und Lernmethoden je<br />
na<strong>ch</strong> Institut unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> sein können, vermitteln sie<br />
die glei<strong>ch</strong>en Kompetenzen. Das bedeutet ni<strong>ch</strong>t, dass<br />
alle Kurse au<strong>ch</strong> alle aufgeführten Kompetenzen vermitteln<br />
müssen. Do<strong>ch</strong> erhalten die Studierenden Informationen<br />
über die jeweils vermittelten Kompetenzen sowie<br />
über die Fertigkeiten, die sie si<strong>ch</strong> anderswo aneignen<br />
müssen, um die angestrebte Rolle oder Laufbahn optimal<br />
wahrnehmen zu können.<br />
6. Zertifizierung<br />
Die Zertifizierung von Dienstleistungen hat im Medizinbetrieb<br />
einen wi<strong>ch</strong>tigen Stellenwert. Die Zertifizierung<br />
dient der Qualitätssi<strong>ch</strong>erung. Bei Dienstleistungen sind<br />
das Ausbildungsniveau und das Know-how des Personals<br />
wi<strong>ch</strong>tige Merkmale für die Zertifizierung. Ohne feste<br />
Ri<strong>ch</strong>tlinien, die einen Verglei<strong>ch</strong> der Ausbildungsprogramme<br />
ermögli<strong>ch</strong>en, kann fa<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>te Ausbildung<br />
für die eine Dienst- oder Bewertungsstelle etwas ganz<br />
anderes bedeuten als für die andere. Klar bezei<strong>ch</strong>nete,<br />
rollengere<strong>ch</strong>te Kompetenzen unterstützen somit den<br />
Zertifizierungsprozess, weil die Prüfenden die Ausbildungsniveaus<br />
der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eines<br />
bestimmten Dienstes mit vorgegebenen Standards<br />
verglei<strong>ch</strong>en können.<br />
7. Mittelzuteilung<br />
Voraussetzung für die Entwicklung neuer Dienste sind<br />
bedarfsgere<strong>ch</strong>te Ressourcen. Die Weiterentwicklung<br />
von <strong>Palliative</strong> Care hängt von der Zuteilung hinrei<strong>ch</strong>ender<br />
Finanzmittel ab. Wenn wir in den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Berufszweigen über klar definierte Rollen mit entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Kompetenzen verfügen, haben die Lobbyisten<br />
unter uns eine Basis, um Ents<strong>ch</strong>eidungsträgern die Notwendigkeit<br />
der Mittelzuteilung darzulegen und für eine<br />
rollengere<strong>ch</strong>te Mittelausstattung zu plädieren. Diese<br />
Präzisierungen erlauben uns, gegenüber Verwaltungsstellen<br />
und Geldgebern zu argumentieren, dass die in<br />
<strong>Palliative</strong> Care erbra<strong>ch</strong>ten Leistungen ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>tgewi<strong>ch</strong>tig<br />
oder «soft» sind, sondern umfassende Kompetenzen<br />
erfordern.<br />
8. Vergütung<br />
Wer mit der Arbeit von <strong>Palliative</strong> Care ni<strong>ch</strong>t vertraut ist,<br />
unters<strong>ch</strong>ätzt mögli<strong>ch</strong>erweise die dort erbra<strong>ch</strong>ten Leistungen,<br />
insbesondere auf einem stärker spezialisierten<br />
Niveau. Das trifft unter Umständen au<strong>ch</strong> auf Geldgeber<br />
zu, die si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bewusst sind, wie eine faire Vergütung<br />
für eine Person aussehen sollte, die eine entspre<strong>ch</strong>ende<br />
12