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Edukation Education Educazione - Palliative ch

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Die Rolle der Freiwilligen in der <strong>Palliative</strong> Care<br />

Ein Beri<strong>ch</strong>t aus der Studie «Lokale Netzwerke der <strong>Palliative</strong> Care und<br />

Integration von Freiwilligen»<br />

Fors<strong>ch</strong>ung<br />

Der Wuns<strong>ch</strong> von s<strong>ch</strong>werkranken und sterbenden Mens<strong>ch</strong>en, ihre letzte Lebensphase<br />

zu Hause zu verbringen, ist mehrfa<strong>ch</strong> erwiesen. Wie kann diesem Bedürfnis<br />

entspro<strong>ch</strong>en werden? Wie steht es um die Vernetzung der Betreuenden im<br />

lokalen Netz? Inwieweit sind Freiwillige in die Betreuung zu Hause involviert?<br />

Diesen Fragen ging das Fors<strong>ch</strong>ungsteam des Palliativzentrums St.Gallen na<strong>ch</strong>.<br />

Die Studie «Lokale Netzwerke der <strong>Palliative</strong> Care und Integration von Freiwilligen»<br />

wurde 2007 in den drei Regionen St.Gallen Ost, Flawil und Fürstentum<br />

Lie<strong>ch</strong>tenstein dur<strong>ch</strong>geführt.<br />

Dr. Steffen Ey<strong>ch</strong>müller, Franzisca Domeisen, Mi<strong>ch</strong>aela Forster und Nicole A. S<strong>ch</strong>neider<br />

Die Rolle der Freiwilligen in der<br />

<strong>Palliative</strong> Care<br />

Ein Beri<strong>ch</strong>t aus der Studie «Lokale Netzwerke der<br />

<strong>Palliative</strong> Care und Integration von Freiwilligen»<br />

Das Ziel der Studie war, einen Überblick über das lokal<br />

bestehende Angebot von Professionellen und Freiwilligen<br />

für s<strong>ch</strong>werkranke und sterbende Mens<strong>ch</strong>en und ihre Angehörigen<br />

zu erhalten. Diese IST-Analyse wurde anhand<br />

der soziologis<strong>ch</strong>en Methode der Netzwerkanalyse erhoben.<br />

Untersu<strong>ch</strong>t wurden Inhalt, Quantität und Qualität<br />

der Zusammenarbeit der vers<strong>ch</strong>iedenen Organisationen<br />

mit palliativem Angebot.<br />

Resultate<br />

Bei der Auswertung zeigte si<strong>ch</strong>, dass es eine Vielzahl von<br />

Organisationen mit einem palliativen Angebot gibt. Aus<br />

Si<strong>ch</strong>t der Organisationen, die sterbende und s<strong>ch</strong>werkranke<br />

Mens<strong>ch</strong>en zu Hause betreuen, sind folgende<br />

Organisationen in der direkten Zusammenarbeit am wi<strong>ch</strong>tigsten:<br />

die Spitex, gefolgt von den Hausärztinnen und<br />

Hausärzten. Weiter werden die Hospizorganisationen, der<br />

<strong>Palliative</strong> Brückendienst sowie die kath. Kir<strong>ch</strong>gemeinde<br />

erwähnt. Das Fors<strong>ch</strong>ungsteam definierte diese meistgenannten<br />

Organisationen als palliatives Kernteam. Je na<strong>ch</strong><br />

Studienregion wei<strong>ch</strong>t die Zusammensetzung des Kernteams<br />

lei<strong>ch</strong>t von der des gesamten Samples ab. Dies kann<br />

mit regionalen Gegebenheiten erklärt werden.<br />

Die Integration der Freiwilligen<br />

Es ist bemerkenswert, dass in allen drei Studienregionen<br />

die Hospizgruppen im Kernteam inbegriffen sind. Sie sind<br />

somit wi<strong>ch</strong>tige und integrierte Teile in den jeweiligen lokalen<br />

Palliativnetzen. Trotz der Integration ist die Auslastung<br />

der Freiwilligenorganisationen sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>,<br />

sie s<strong>ch</strong>wankt zwis<strong>ch</strong>en 5 und 90%. Unabhängig von der<br />

Dauer des Bestehens und der Auslastung des Angebots,<br />

s<strong>ch</strong>ätzt die Hälfte der befragten Freiwilligenorganisationen<br />

ihre Bekanntheit in der Öffentli<strong>ch</strong>keit als mittelmässig ein.<br />

Es fragt si<strong>ch</strong>, ob die Bekanntheit des Dienstes eher einen<br />

Zusammenhang mit dem S<strong>ch</strong>werpunkt des Angebots hat.<br />

Eine Mehrzahl (mehr als 90%) der professionellen Orga-<br />

nisationen sieht die Freiwilligenarbeit als sinnvoll an. Vor<br />

allem wird die Freiwilligenarbeit bei der Betreuung von<br />

Betroffenen und der Entlastung von Angehörigen als<br />

sinnvoll era<strong>ch</strong>tet.<br />

Die Auswertung zeigt, dass die Freiwilligen in <strong>Palliative</strong><br />

Care in den untersu<strong>ch</strong>ten Regionen zu einem Grossteil<br />

au<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> in der direkten Patienten- und Angehörigenbetreuung<br />

(emotionale und soziale Unterstützung,<br />

Dasein, Zeit haben) eingesetzt werden. Au<strong>ch</strong> an der Trauerbegleitung<br />

sind oft Freiwillige beteiligt. Für indirekte<br />

Patienten- und Angehörigenbetreuung (Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit,<br />

Organisatoris<strong>ch</strong>es, Lobbying, Fundraising) werden<br />

sie kaum eingesetzt und ihre (unentgeltli<strong>ch</strong> zur Verfügung<br />

gestellten) professionellen Fähigkeiten werden gar ni<strong>ch</strong>t<br />

genutzt.<br />

Als Hinderungsgründe für die Inanspru<strong>ch</strong>nahme von<br />

Freiwilligendiensten werden sowohl von freiwilligen als<br />

au<strong>ch</strong> von professionellen Organisationen meist persönli<strong>ch</strong>e<br />

Gründe von Patienten und Angehörigen (Angst,<br />

mangelndes Vertrauen, S<strong>ch</strong>am /Hemmungen, zu viele Bezugspersonen,<br />

usw.) genannt. Au<strong>ch</strong> werden Gründe wie<br />

mangelnde Kompetenz der Freiwilligen erwähnt sowie<br />

die immer no<strong>ch</strong> verbreitete Haltung, unbezahlte Arbeit<br />

sei ni<strong>ch</strong>ts wert.<br />

Der Aufgabenberei<strong>ch</strong> der Freiwilligen im Verglei<strong>ch</strong><br />

Das Modell des Neighbourhood Network <strong>Palliative</strong> Care<br />

(NNPC) in Südindien, Kerala, mit dem si<strong>ch</strong> das Fors<strong>ch</strong>ungsteam<br />

auseinandergesetzt hat, zeigt ebenfalls, wie wi<strong>ch</strong>tig<br />

die Integration der Freiwilligen-Arbeit in der lokalen<br />

<strong>Palliative</strong> Care ist. Das NNPC ist ein beeindruckendes Beispiel<br />

dafür, wie Freiwillige geholfen haben, einen ganzen<br />

palliativen Dienst aufzubauen und wie sie nun in enger<br />

Zusammenarbeit mit den medizinis<strong>ch</strong>en Fa<strong>ch</strong>personen<br />

immer no<strong>ch</strong> als Hauptakteure das gute Gelingen einer<br />

gemeindenahen <strong>Palliative</strong> Care garantieren.<br />

Die Freiwilligen in Kerala haben eine grössere Aufgabenvielfalt<br />

als in der S<strong>ch</strong>weiz. So können mögli<strong>ch</strong>erweise<br />

breitere Bevölkerungskreise angespro<strong>ch</strong>en und zur Mitarbeit<br />

motiviert werden. Es ist au<strong>ch</strong> interessant zu sehen,<br />

dass in Nordkerala der Hauptaufgabenberei<strong>ch</strong> der Freiwilligen<br />

im Berei<strong>ch</strong> der ni<strong>ch</strong>t-direkten Patienten- und Angehörigenbetreuung<br />

liegt. Obwohl sie au<strong>ch</strong> in die direkte<br />

Betreuung involviert sind, zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> klar ab, dass hier<br />

die Gewi<strong>ch</strong>tung der Aufgabenberei<strong>ch</strong>e anders liegt als bei<br />

uns in der S<strong>ch</strong>weiz / FL.<br />

Neben Indien wurde au<strong>ch</strong> ein Verglei<strong>ch</strong> mit Australien,<br />

Perth, vorgenommen. Sowohl in Perth wie<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz / FL steht die direkte Patienten- und<br />

Angehörigenbetreuung eindeutig an erster Stelle. In<br />

Indien stellen Freiwillige ihre professionellen Fähigkeiten<br />

kostenlos zur Verfügung. Ebenso in Perth, wo sie krebskranken<br />

Mens<strong>ch</strong>en in einem Spital ein komplementärmedizinis<strong>ch</strong>es<br />

Angebot ma<strong>ch</strong>en. In Perth sind die Freiwilligen<br />

fester Bestandteil des <strong>Palliative</strong> Care Teams<br />

und aus dem Dienst ni<strong>ch</strong>t wegzudenken. Überhaupt<br />

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