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Edukation Education Educazione - Palliative ch

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Formelle und informelle Weiterbildung innerhalb von mobilen<br />

<strong>Palliative</strong>-Care-Teams<br />

Fa<strong>ch</strong>artikel<br />

Ohne dass es den meisten bewusst ist, bilden Mitarbeitende von Mobile-<strong>Palliative</strong>-Care-Teams<br />

si<strong>ch</strong> selber und andere formell oder informell dauernd aus und<br />

weiter. Eine für die Ambulante Onkologiepflege (AOP) der Krebsliga Aargau<br />

tätige Pflegefa<strong>ch</strong>frau beri<strong>ch</strong>tet über die Zusammenarbeit mit Patienten, Angehörigen<br />

und Fa<strong>ch</strong>leuten unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Sparten.<br />

Anita Lanz<br />

Formelle und informelle Weiterbildung<br />

innerhalb von mobilen <strong>Palliative</strong>-Care-<br />

Teams<br />

Dr. Staffan Arner hat für das s<strong>ch</strong>wedis<strong>ch</strong>e Gesundheitsdepartement<br />

Empfehlungen über S<strong>ch</strong>merztherapie bei<br />

sterbenden Mens<strong>ch</strong>en verfasst. Er vertritt darin die<br />

Meinung, dass die Onkologie-Pflegefa<strong>ch</strong>frau im funktionstü<strong>ch</strong>tigen<br />

Netz, mit dem wir unsere s<strong>ch</strong>werkranken<br />

Patienten auffangen, die Funktion der Spinne übernehmen<br />

sollte, bei der alle Fäden zusammen kommen. I<strong>ch</strong><br />

stimme ihm völlig zu.<br />

Der Patient und die Angehörigen<br />

Au<strong>ch</strong> der s<strong>ch</strong>werkranke Patient sollte so weit wie mögli<strong>ch</strong><br />

selbstverantwortli<strong>ch</strong> leben. Das bedeutet, dass<br />

er so gut wie mögli<strong>ch</strong> über seinen Zustand und seine<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten informiert werden muss. Da die spitalexterne<br />

Pflege eines s<strong>ch</strong>werkranken Patienten sehr<br />

anspru<strong>ch</strong>svoll ist, müssen au<strong>ch</strong> die Angehörigen mitbetreut<br />

und genau informiert werden. Dazu gehören<br />

Kenntnisse über Wirkungen und Nebenwirkungen der<br />

Medikamente.<br />

Au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>merzerfassung, die Symptomkontrolle<br />

und die Dokumentation des Verlaufes gehören zu den<br />

Aufgaben der Angehörigen. Anders als in einer Institution<br />

sind hier der Arzt, die Spitex- oder AOP-Pflegefa<strong>ch</strong>person<br />

mit den Patienten und den Angehörigen<br />

alleine. Oft entsteht rund um den Patienten eine Dynamik,<br />

in der jemand die Führung der Beteiligten übernehmen<br />

muss. Ges<strong>ch</strong>ieht dies ni<strong>ch</strong>t, landet der Patient<br />

früher oder später in einer Institution. Die führende<br />

Person muss vor allem in s<strong>ch</strong>wierigen Situationen sehr<br />

standfest sein. Fa<strong>ch</strong>wissen, Zuverlässigkeit, Flexibilität,<br />

Humor und eine gute Intuition sind weitere nützli<strong>ch</strong>e<br />

Eigens<strong>ch</strong>aften, um dieser Aufgabe gere<strong>ch</strong>t zu werden.<br />

Eine gute S<strong>ch</strong>ulung von Patient und Angehörigen hat<br />

erste Priorität, um eine optimale Betreuung zu Hause<br />

zu gewährleisten.<br />

Der Hausarzt<br />

Der Hausarzt ist der Hauptverantwortli<strong>ch</strong>e bei der<br />

Betreuung des Patienten bis zu dessen Tod. Es gibt<br />

ebenso unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Hausärzte wie unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Patienten und Angehörige. Während der Aufbauphase<br />

der AOP im Kanton Aargau gab es bei der<br />

Zusammenarbeit mit den Hausärzten hin und wieder<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten. Bis auf wenige Ausnahmen ist dies<br />

viel besser geworden. Meistens bespre<strong>ch</strong>en wir gemeinsam<br />

die Therapien, tragen Wissen zusammen<br />

und versu<strong>ch</strong>en den betroffenen Patienten und der Familie<br />

so gut wie mögli<strong>ch</strong> zu helfen. Die Zusammenarbeit<br />

zwis<strong>ch</strong>en der Spitex und den Ärzten funktioniert<br />

meistens gut.<br />

Fallbeispiel<br />

Drei Tö<strong>ch</strong>ter eines Patienten mit metastasierendem<br />

Dickdarmkrebs haben bes<strong>ch</strong>lossen, ihren Vater bis<br />

zu seinem Tod im Hause zu betreuen. Sie wurden<br />

vom Onkologen einer Klinik auf die Dienstleistungen<br />

der AOP hingewiesen. Zunä<strong>ch</strong>st ging es<br />

darum, die Beteiligten über die Erstellung eines<br />

Pflegeplanes, über die Handhabung der S<strong>ch</strong>merztherapie,<br />

der Symptomkontrolle sowie das Führen<br />

der notwendigen Dokumente zu informieren.<br />

Da die Tö<strong>ch</strong>ter den Vater vorläufig selber pflegen<br />

wollten, vereinbarten wir, telefonis<strong>ch</strong> in Kontakt zu<br />

bleiben. Der Zustand des Patienten vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terte<br />

si<strong>ch</strong> sehr ras<strong>ch</strong>. Beim zweiten Besu<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>lossen<br />

wir, die Spitex zu involvieren. I<strong>ch</strong> besu<strong>ch</strong>te den<br />

Hausarzt des Patienten in seiner Praxis und wir bespra<strong>ch</strong>en<br />

die Situation und die Verordnungen. Er<br />

verspra<strong>ch</strong>, so s<strong>ch</strong>nell wie mögli<strong>ch</strong> einen Hausbesu<strong>ch</strong><br />

zu ma<strong>ch</strong>en. Am nä<strong>ch</strong>sten (Sonntag-) Morgen<br />

rief mi<strong>ch</strong> eine der Tö<strong>ch</strong>ter verzweifelt an. Ihr Vater<br />

habe die ganze Na<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>lafen. Er sei herumgelaufen<br />

und habe wirres Zeug geredet. Wir<br />

bes<strong>ch</strong>lossen, Haldol mit Temesta Expidet zu kombinieren,<br />

da wegen der Lebermetastasen der Verda<strong>ch</strong>t<br />

auf ein beginnendes Leberkoma mit Delirium<br />

bestand.<br />

Die Medikamente waren im Haus und die Verordnungen<br />

mit dem Hausarzt abgespro<strong>ch</strong>en. Die<br />

folgenden Nä<strong>ch</strong>te verliefen ruhig. Am Abend vor<br />

dem Tod des Patienten wurde vereinbart, eine<br />

Opioid-Rotation von MST auf Durogesic zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

Die Pflegefa<strong>ch</strong>frau der Spitex sollte vorbeigehen<br />

und na<strong>ch</strong> Bedarf Morphin sowie Buscopan<br />

(wegen des Kar<strong>ch</strong>elns) spritzen. Da der Hausarzt<br />

si<strong>ch</strong> Sorgen um die Tö<strong>ch</strong>ter ma<strong>ch</strong>te, verspra<strong>ch</strong> er<br />

ihnen, im Fall des Todes des Patienten jederzeit<br />

vorbeizukommen.<br />

Der Patient verstarb während der Na<strong>ch</strong>t. Als i<strong>ch</strong> am<br />

nä<strong>ch</strong>sten Tag eintraf, lag er im Kreise seiner Tö<strong>ch</strong>ter<br />

und Enkelkinder im Wohnzimmer aufgebahrt. Die<br />

Pflegefa<strong>ch</strong>frau der Spitex hatte ihm seine geliebten<br />

Wanderkleider angezogen: Er war zu seiner letzten<br />

Wanderung aufgebro<strong>ch</strong>en.<br />

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