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nancy gemeinschaft 1

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Die enge Verbindung von Individuum und Kommunismus in einer<br />

Philosophie der Immanenz, die die Ekstase nicht wahrhaben will, ist<br />

jedoch kein einfaches. Symmetrieverhältnis. Der Kommunismus ist<br />

mit einem äußersten Spiel, mit einer äußersten Souveränität, ja Ekstase<br />

verbunden, der das Individuum als solches umwiderruflich verborgen<br />

bleibt - dies zeigt sich zum Beispiel darin, daß Marx in seinem<br />

euphorischen Überschwang nicht eher verstummen kann, als bis sich<br />

jenseits der kollektiven Regulation der Bedürfnisse ein Reich der<br />

Freiheit auftut, in dem Mehrarbeit nicht mehr ausgebeutete Arbeit,<br />

sondern Kunst und Erfindung bedeuten würde. Diese Verbindung zur<br />

Ekstase aber blieb vage, verborgen, sie wurde oft genug selbst vom<br />

Kommunismus verkannt (sagen wir, um Namen zu nennen, von Lenin,<br />

Stalin und Trotzky); sie taucht blitzartig auf in den Ausbrüchen<br />

der Poesie, der Malerei, des Films ganz zu Beginn der Revolution der<br />

Sowjets, oder in den Motiven, die Benjamin dazu bewegen konnten,<br />

sich Marxist zu nennen; sie klingt auch an in dem, was nach Blanchot<br />

das<br />

/23/<br />

Wort «Kommunismus» übermitteln oder artikulieren (eher als bedeuten)<br />

sollte («Der Kommunismus: was jede bereits bestehende Gemeinschaft<br />

ausschließt (und sich aus ihr ausschließt) 2bis »). Aber auch<br />

dies wurde letztlich nicht nur vom «realen» Kommunismus verkannt,<br />

sondern bei näherer Betrachtung auch von jenen vereinzelten<br />

«Kommunisten» selbst, die vielleicht (zumindest bis heute) nie erkennen<br />

konnten, wo in ihrem Wortgebrauch die Metapher (oder die<br />

Hyperbel) begann und wo sie endete; noch weniger wußten sie, welche<br />

andere Trope angebracht wäre - sofern das Wort überhaupt ersetzt<br />

werden sollte - oder welche Tropen zu verschwinden hätten, um<br />

deutlich zu machen, welche Idee von «Kommunismus» ihnen vorschwebte.<br />

So konnten sie eine Verbindung einem Denken der Kunst der Literatur<br />

und des Denkens selbst - die nur andere Figuren oder andere<br />

Ereignisse der Ekstase sind - herstellen, aber sie vermochten nicht<br />

wirklich, explizit und thematisch (auch wenn «explizit» und «thematisch»<br />

hier nur sehr vage Kategorien darstellen...) mit einem Denken<br />

der Gemeinschaft zu kommunizieren. Oder aber ihre Verbindung zu<br />

einem derartigen Denken blieb verborgen oder in der Schwebe.<br />

Die ethischen, politischen und philosophischen Entwürfe der Gemeinschaft<br />

haben - wenn es sie gab (und es gibt sie immer, mögen<br />

sie auch nichts weiter sein als Gefasel über Brüderlichkeit oder ausgeklügelte<br />

„ Konstrukte zur «Intersubjektivität») - ihre humanistischen<br />

Ideen oder ihre Verstrickung in den Humanismus unbeirrt fortgesponnen,<br />

ohne auch nur einen Augenblick lang zu bedenken, daß<br />

jene singulären Stimmen von der Gemeinschaft sprechen könnten, ja<br />

2bis «Le communisme sans héritage», in Comité, 1968, in Gramma Nr. 3/4,<br />

1976, S. 32.<br />

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