nancy gemeinschaft 1
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meinschaft gedacht — die es wiederzufinden oder wiederherzustellen<br />
galt.<br />
Die verlorene oder zerbrochene Gemeinschaft kann<br />
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auf verschiedenste Weise, mit allen möglichen Paradigmen illustriert<br />
werden: die natürliche Familie; die attische Polis, die römische Republik,<br />
die urchristliche Gemeinde, Korporationen, Gemeinden oder<br />
Bruderschaften — immer geht es um ein verlorenes Zeitalter, in. dem<br />
die Gemeinschah sich noch aus engen harmonischen und unzerreißbaren<br />
Banden knüpfte und in dem sie in ihren Institutionen,<br />
ihren Riten und Symbolen vor allem sich selbst das Schauspiel, ja<br />
sogar die lebendige Darbietung ihrer eigenen Einheit, der ihr immanenten<br />
Vertrautheit und Autonomie offenbarte. Im Unterschied zur<br />
Gesellschaft (die einfach ein Zusammenschluß oder eine Verteilung<br />
von Kräften und Bedürfnissen ist), im Gegensatz aber auch zur Gewaltherrschaft<br />
(welche die Gemeinschaft auflöst, indem sie die Völker<br />
ihrer Waffengewalt und ihrem Ruhm unterwirft), ist die Gemeinschaft<br />
nicht allein das vertraute Kommunizieren und die enge Verbindung<br />
ihrer Mitglieder untereinander, sondern auch das organische Einswerden<br />
ihrer selbst mit ihrem eigenen Wesen. Sie besteht nicht nur<br />
aus einer gerechten Verteilung von Aufgaben und Gütern, auch nicht<br />
in einem geglückten Gleichgewicht von Kräften und Machtverhältnissen,<br />
sondern vor allem im Mitteilen, Auflösen oder Eindringen einer<br />
Identität in eine Pluralität, und zwar so, daß je-des einzelne Mitglied<br />
dieser Pluralität seine Identität nur genau durch diese zusätzliche<br />
Vermittlung seiner Identifikation mit dem lebendigen Körper der Gemeinschaft<br />
findet. Im Leitspruch der Republik definiert die Brüderlichkeit<br />
die Gemeinschaft: es ist dies das Modell der Familie und der Liebe.<br />
Aber genau hier muß man dem rückblickenden Bewußtsein vom Verlust<br />
der Gemeinschaft und iher Identität mißtrauen (einerlei nun, ob<br />
sich dieses Bewußtsein tatsächlich als historische Rückschau begreift<br />
oder ob es, ungeachtet der Realität vergangener Ereignisse,<br />
um eines<br />
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Ideals oder Zukunftsentwurfes willen, derartige Bilder herstellt). Man<br />
muß diesem Bewußtsein zunächst des-halb mißtrauen, weil es das<br />
Abendland von Anbeginn an zu begleiten scheint: In jedem einzelnen<br />
Augenblick seiner Geschichte hat es sich schon immer der Sehnsucht<br />
nach einer noch archaischeren, einer verschollenen Gemeinschaft<br />
hingegeben und den Verlust von familiärer Vertrautheit<br />
und Brüderlichkeit, des Zusammenlebens überhaupt, beklagt. Unsere<br />
Geschichte beginnt mit dem Aufbruch Odysseus , mit dem sich zugleich<br />
Rivalität, Zwietracht und Intrigen in seinem Palast einrichten.<br />
Um Penelope herum, die das Tuch der Intimität unaufhörlich fortwebt,<br />
ohne es jemals zu Ende zu bringen, errichten die Freier die gesellschaftliche<br />
Urszene, die Szenerie von Krieg und Politik — die reine<br />
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