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nancy gemeinschaft 1

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ebenso wie unser Denken überhaupt mit der Möglichkeit rechnen<br />

muß, daß sich eine ganze Gesellschaft gefügig, obschon mehrere<br />

Keimzellen der Revolte existierten — in die Form dieses Verrats,<br />

oder noch banaler gesagt, dieses Verzichtes, hat pressen lassen.<br />

Dieses Problem findet sich eher bei Sinowjew als bei Solschenizyn).<br />

Vielleicht hat dies aber nur relatives Gewicht im Verhältnis zur absoluten<br />

Schwere, die auf all unseren «Horizonten» lastet oder sie verstellt.<br />

Ich meine folgendes: Es gibt keinen Typus kommunistischer<br />

Opposition — oder sagen wir <strong>gemeinschaft</strong>licher Opposition, damit<br />

deutlich wird, daß das Wort Kommunismus hier nicht auf seine enge<br />

politische Bedeutung eingeschränkt werden darf — der nicht grundsätzlich<br />

von der Idee der menschlichen Gemeinschaft beherrscht<br />

wurde und immer noch beherrscht wird, das heißt von einer Vision<br />

der Gemeinschaft von Wesen, die wesensmäßig ihre eigene Wesenheit<br />

als ihr Werk herstel-<br />

/14/<br />

len und darüberhinaus genau diese Wesenheit als Gemeinschaft herstellen.<br />

Eine absolute Immanenz im Verhältnis des Menschen zum<br />

Menschen und der Gemeinschaft zur Gemeinschaft – ein Humanismus<br />

und ein Kommunismus also – bildet unweigerlich und unbesehen<br />

ihrer Verdienste und Stärken die Grundlage aller Formen<br />

kommunistischer Opposition, aller linksradikalen und ultralinken Modelle,<br />

aller Rätesysteme 1 . In gewisser Hinsicht hat man heutzutage<br />

alles, was an <strong>gemeinschaft</strong>licher Oppositon gegen den «realen<br />

Kommunismus» unternommen werden konnte, ausgeschöpft oder<br />

solche Versuche aufgegeben: aber alles verläuft so, als ob es jenseits<br />

solcher Unternehmungen überhaupt nicht mehr darum ginge,<br />

die Gemeinschaft zu denken...<br />

Nun bildet aber gerade die Immanenz im Verhältnis des Menschen<br />

zum Menschen oder anders gesagt, gerade der Mensch überhaupt<br />

1<br />

Berücksichtigt man jeweils die genauen historischen Umstände, so ist<br />

dies im einzelnen nicht uneingeschränkt richtig: Beispiel dafür wären etwa<br />

die ungarischen Räte von 1956, oder besser noch die linke Solidarnocs-<br />

Bewegung in Polen. Dies trifft auch nicht ganz genau auf alle heute zirkulierenden<br />

Diskurse zu: Man könnte – allerdings nur in diesem Zusammenhang<br />

– etwa die ehemaligen Situationisten und bestimmte Aspekte<br />

im Denken Hannah Arendts nebeneinanderstellen und – so seltsam oder<br />

provozierend eine solche Mischung einem auch erscheinen mag – dem<br />

diesen oder jenen Gedankengang von Lyotard, Badiou, Ellul, Deleuze,<br />

Pasolini und Ranciere hinzufügen. Die Denkweisen dieser Autoren stützen<br />

sich gegenseitig, wie unterschiedlich stark sie auch immer (zuweilen<br />

auch unwillentlich) dem Ereignis des marxschen Denkens verpflichtet<br />

sein mögen. Ich möchte später versuchen, dieses Denkereignis, das für<br />

uns den kommunistischen oder <strong>gemeinschaft</strong>lichen Humanismus in Frage<br />

stellt, zu charakterisieren (Dies muß sehr wohl unterschieden werden<br />

vom Versuch, diesen Humanismus im Namen einer marxistischen Wissenschaft<br />

in Frage zu stellen, wie ihn Althusser seinerzeit unternahm).<br />

Gerade deshalb auch kommunizieren solche Gedankengänge dort miteinander,<br />

wo ich trotz allem vom «literarischen Kommunismus» sprechen<br />

möchte.<br />

4

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