nancy gemeinschaft 1
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den Bruch der Leidenschaft darbietet, er hat aber schließlich dennoch,<br />
da er zu dringend die zugleich befreiende und erdrückende<br />
Forderung nach Kommunikation empfand, in der Gemeinschaft auch<br />
die Grenze Sades erkannt: Im Satz «Ich spreche und von da an bin<br />
ich... außer mir wie in mir selbst» liegt im Grunde schon die unwiderrufliche<br />
Entscheidung, zu verwerfen, was «den groben Irrtum» Sades<br />
ausmacht, den Bataille so formuliert:<br />
«Die Welt ist nicht, wie Sade sie letztlich darstellte, aus ihm<br />
selbst und den Dingen zusammengesetzt.»<br />
[VIII. 297]<br />
Wenn sich die entwerkte Gemeinschaft also auf der Seite des «Heiligen»<br />
befindet, so fortan in dem Sinne, daß die «Entfesselung der<br />
Leidenschaften» nicht der freie Zugriff einer Subjektivität und die<br />
Freiheit wiederum nicht Selbstgenügsamkeit ist. (Bataille verkannte<br />
bis zu einem gewissen Grad, wie stark ein in mancherlei Hinsicht<br />
recht klassischer und subjektbezogener Freiheitsbegriff sein Denken<br />
beeinflußte.) Die «Entfesselung der Leidenschaft» vielmehr gehört in<br />
den Kontext dessen, was Bataille selbst oft als «Übertragung» bezeichnete,<br />
was ein anderes Wort für «Kommunikation» ist. Was sich<br />
mitteilt, was sich übertragen kann, und was sich auf diese Weise<br />
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— und nur auf diese Weise — «entfesselt», ist die Leidenschaft der<br />
Singularität als solche. Das singuläre Seiende steckt, gerade weil es<br />
singulär ist, in der Leidenschaft — der Passivität, dem Leiden und<br />
dem Exzeß —, seine Singularität mit-zu-teilen. Die Anwesenheit des<br />
anderen stellt keine Schranke dar, die der Entfesselung «meiner»<br />
Leidenschaften Einhalt gebieten soll: im Gegenteil, ein-zig das dem<br />
anderen Ausgesetzt-Sein entfesselt meine Leidenschaften. Wo das<br />
Individuum nichts als ein anderes Individuum kennt, das als mit ihm<br />
identisch und zu-gleich wie ein Ding — d.h. als Identität eines Gegenstandes<br />
— neben ihm steht, dort kennt das singuläre Wesen seinesgleichen<br />
nicht, spürt es aber: «Das Sein bin niemals ich allein; es<br />
ist immer ich und meinesgleichen.» (ibid.). Dies ist seine Leidenschaft.<br />
Die Singularität ist die Leidenschaft des Seins.<br />
Meinesgleichen birgt die Offenbarung der Mit-Teilung in sich: Der<br />
Mitmensch gleicht . mir nicht wie ein Porträt einem Modell. Diese Art<br />
von Ähnlichkeit stand am Anfang jener verzwickten klassischen Problematik<br />
(oder Sackgasse) der «Anerkennung des Anderen» (die<br />
angeblich in genauem Gegensatz zur «Erkenntnis des Gegenstandes»<br />
steht) — und man darf sich fragen, ob nicht jenseits des Husserlschen<br />
alter ego Spuren dieser Problematik und dieser Sackgasse<br />
auszumachen wären, die, bis hin zu Freud, Heidegger und Bataille,<br />
das Denken gewisser-maßen an der Schwelle zur Gemeinschaft aufhält<br />
und es auf so etwas wie das Motiv eines durch den Tod gespiegelten<br />
(An-)Erkennens des anderen fixiert. Jedoch gerade im Tod<br />
des anderen verpflichtet mich_, wie schon gesagt, die Gemeinschaft<br />
auf ihr Ureigenstes: Dies geschieht aber nicht vermittels eines spiegelhaften<br />
Erkennens. Denn ich erkenne mich nicht in jenem Tod des<br />
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