nancy gemeinschaft 1
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nancy gemeinschaft 1
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Es gilt nun, diese Frage mit Bataille, wegen Bataille – und mancher<br />
anderer – anzugehen; aber es ist wohl klar, daß es nicht damit getan<br />
ist, Bataille oder irgend jemand anderen zu kommentieren, denn die<br />
Gemeinschaft wurde sicher noch niemals gedacht. Andererseits behaupte<br />
ich keineswegs, ganz allein den neuen Diskurs über die Gemeinschaft<br />
zu gestalten. Es geht nämlich weder um Diskurs noch um<br />
Abkapselung. Vielmehr versuche ich äußerstenfalls eine Erfahrung<br />
aufzuzeigen – vielleicht keine Erfahrung, die wir machen, sondern<br />
eine Erfahrung, die unser Sein ausmacht. Wenn man sagt, daß die<br />
Gemeinschaft noch nie gedacht wurde, so meint dies, daß sie unser<br />
Denken herausfordert und nicht dessen Objekt ist. Und vielleicht soll<br />
sie dies auch nicht werden.<br />
Was sich bei Bataille jedem Kommentar entzieht ist eben das, was<br />
sein Denken überschritt und was auch unser Denken überschreitet<br />
und uns gerade deshalb in die<br />
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Pflicht nimmt: die Mit-Teilung der Gemeinschaft nämlich, die Wahrheit<br />
des Todes, die wir miteinander teilen und die uns mit-teilt. So gilt<br />
für unser Verhältnis zu Bataille genau das, was er selbst über unser<br />
Verhältnis zur «religiösen und monarchischen Ordnung der Vergangenheit»<br />
schrieb: «So können wir nur darüber hinausgehen» 19 . Noch<br />
ist nichts gesagt, wir müssen uns nun dem Unerhörten der Gemeinschaft<br />
aussetzen.<br />
*<br />
* *<br />
Die Mit-Teilung antwortet auf folgendes: Was die Gemeinschaft mir<br />
offenbart, wenn sie 'mir meine Geburt und meinen Tod darbietet, ist<br />
meine Existenz außer mir. Dies meint nicht, daß meine Existenz von<br />
der Gemeinschaft oder in die Gemeinschaft erneut eingebracht würde,<br />
als ob diese ein anderes Subjekt wäre, das mich — sei es dialektisch,<br />
sei es in der Einswerdung — ersetzen und aufheben würde.<br />
Die Gemeinschaft hebt die Endlichkeit, die sie exponiert, nicht auf.<br />
Die Gemeinschaft ist selbst letztlich nur dieses Exponieren, dieses<br />
Aussetzen. Sie ist die Gemeinschaft der endlichen Wesen und als<br />
solche ist sie selbst endliche Gemeinschaft. Also nicht eine begrenzte<br />
Gemeinschaft im Verhältnis zu einer unendlichen oder absoluten<br />
Gemeinschaft, sondern eine Gemeinschaft der Endlichkeit, denn die<br />
Endlichkeit «ist» <strong>gemeinschaft</strong>lich, und nur sie ist <strong>gemeinschaft</strong>lich,<br />
nichts anders.<br />
Das Gemeinsam-Sein bezeichnet keine höhere Stufe von Substanz<br />
oder Subjekt, die für die Grenzen der einzelnen<br />
19 Zum Niedergang der Religion vgl. genauer bei : Marcel tauchet, Le<br />
Désenchantement du monde, Paris, Gallimard, 1985.<br />
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