nancy gemeinschaft 1
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Die Gemeinschaft findet notwendig in der — wie Blanchot sagte —<br />
Entwerkung statt. Diesseits oder jenseits des<br />
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Werkes, ist sie das, was sich aus dem Werk zurückzieht, was nichts<br />
mehr mit Herstellung oder Vollendung zu tun hat, sondern auf die<br />
Unterbrechung, die Fragmentarisierung, das In-der-Schwebe-Sein<br />
trifft. Die Gemeinschaft besteht aus der Unterbrechung der Sing ularitäten<br />
oder aus der Schwebe, welche die singulären Wesen sind. Sie<br />
ist nicht ihr Werk, sie besitzt jene nicht als ihre Werke, wie auch die<br />
Kommunikation kein Werk, noch nicht ein-mal das Wirken singulärer<br />
Wesen ist: Denn sie ist ein-fach ihr Sein — ihr auf seiner Grenze in<br />
der Schwebe gehaltenes Sein. Die Kommunikation ist die Entwerkung<br />
des sozialen, ökonomischen, technischen und institutionellen<br />
Werkes 23 .<br />
Die Entwerkung der Gemeinschaft findet in der Sphäre dessen statt,<br />
was Bataille lange Zeit das Heilige genannt hat. Dennoch schrieb er<br />
schließlich: «Was ich soeben das Heilige genannt habe — ein wohl<br />
ausgesprochen pedantisches Wort — [ist] im Grunde nur die Entfesselung<br />
der Leidenschaften.» [VII. 371.]<br />
Auch wenn die unbändige, zügellose Bewegung einer freien Subjektivität,<br />
die zur souveränen Zerstörung aller Dinge und zur sich verzehrenden<br />
Auflösung zu nichts gewillt ist, nur teilweise die «Entfesselung<br />
der Leidenschaften» repräsentiert, oder anders gesagt, auch wenn<br />
diese Charakterisierung des Heiligen die Gemeinschaft, von der die<br />
Leidenschaft entfesselt wird, im Dunkel läßt, so privilegiert Bataille<br />
dennoch immer diese eine Interpretationsrichtung. Sie ist, wie es in<br />
L'Erotisme heißt, das «schreckliche Zeichen», an dem man, zumindest<br />
aus der Ferne, unsere unerreichbare Wahrheit erkennen kann.<br />
Je-doch ist nicht sicher, ob dies nicht selbst wieder dem letzten Residuum<br />
(oder der Aufhebung) des Subjektes unterworfen ist: der souverän<br />
subjektiven Vernichtung der Subjektivität selbst nämlich. Eine<br />
Art glühender Nihilis-<br />
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mus führt das Subjekt zum Schmelzpunkt. Das ist immer noch Hegel<br />
und auch schon nicht mehr Hegel. Es ist schon nicht mehr der Staat<br />
und doch noch immer ein Todeswerk. Hier wird Sade, der die Gemeinschaft<br />
als Re-publik des Verbrechens entwirft, für Bataille zur<br />
faszinierenden Gestalt. Nun müßte aber die Republik des Verbrechens<br />
auch die Republik des Selbstmordes aller Verbrecher bis hin<br />
zum letzten sein, sie verlangt den Opfertod der von der Leidenschaft<br />
entfesselten Schlächter. So hat Bataille zwar sehr häufig betont, die<br />
Gemeinschaft läge in der Abspaltung des Heiligen begründet, welche<br />
23 Das Politische rechne ich nicht hierunter. Als Staat oder als Partei (wenn<br />
nicht sogar als Partei-Staat) scheint es wohl zum Werk zu gehören. Aber<br />
vielleicht leistet die <strong>gemeinschaft</strong>liche Entwerkung doch in seinem Innersten<br />
Widerstand. Darauf komme ich zurück.<br />
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