nancy gemeinschaft 1
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noch außer sich weiter existieren.<br />
(...)<br />
Jeder von uns wird so aus der Enge seiner Person herausgetrieben<br />
und verliert sich so weit als irgend möglich in der Gemeinschaft<br />
von seinesgleichen. Aus diesem Grunde ist es für<br />
ein gemeinsames Leben unabdingbar, sich an der Größe des<br />
Todes zu messen. Das Los einer Vielzahl privater Lebensläufe<br />
ist die geistige Kleinkrämerei. Eine Gemeinschaft jedoch kann<br />
nur bestehen bleiben, solange sie von der Intensität des Todes<br />
durchdrungen ist, sie zerfällt, sobald es ihr an jener Größe, die<br />
der Gefahr eignet, ermangelt. Sie muß das auf sich nehmen,<br />
was die menschliche Bestimmung an «Unstillbarem», an «Ungestilltem»<br />
in sich trägt, und den glühenden Wunsch nach<br />
Ruhm schüren. Jeder x-beliebige Mensch kann den lieben langen<br />
Tag nur eine kaum vorhandene Lebensintensität verspüren:<br />
Er verhält sich so, als ob der Tod nicht existiere, und lebt<br />
so, ohne daran Schaden zu nehmen, unter seinem Niveau.»<br />
[VII, 245-246].<br />
/40/<br />
*<br />
* *<br />
Sicherlich ist Bataille in der einschneidenden Erfahrung vom modernen<br />
Schicksal der Gemeinschaft am weitesten gegangen. Bei allem<br />
auch heute noch immer viel zu geringem (oft vielleicht sogar frivolem)<br />
Interesse, das man Batailles Denken entgegenbrachte, wurde noch<br />
ausreichend bedacht 7 , in wie hohem Maße dieses Denken einer politischen<br />
Forderung und Sorge entsprang; oder genauer gesagt, wie<br />
sehr sein Denken von einem Anspruch an das Politische und der<br />
Sorge um das Politische durchdrungen war, die wiederum vom Denken<br />
der Gemeinschaft bestimmt waren.<br />
Bataille hat zunächst die bittere Erfahrung des «verratenen» Kommunismus<br />
gemacht. In der Folgezeit erkannte er, daß es nicht darum<br />
gehen konnte, diesen Verrat zu korrigieren oder wiedergutzumachen;<br />
vielmehr begriff er, daß der Kommunismus, der sich ja den Menschen<br />
— die Produktion des Menschen und zwar des Menschen als Produzenten<br />
— zum Ziel gesteckt hat, im Grunde mit einer Negation der<br />
Souveränität des Menschen zusammenhing, d.h. mit einer Negation<br />
dessen, was am Menschen nicht auf die menschliche Immanenz reduzierbar<br />
ist, oder anders gesagt, mit einer Negation des Exzesses,<br />
d.h. des souveränen Überschreitens der Endlichkeit:<br />
«Ein Marxist kann sich durchaus vorstellen, daß es einen Wert<br />
7<br />
Mit Ausnahme von Denis Hollier, schon 1974 in La Prise de la Concorde,<br />
Paris Gallimard und insbesondere in dem von ihm herausgegebenen Collège<br />
de sociologie, Paris, Gallimard 1979. Vor kurzem hat Francis<br />
Marmande in seiner Arbeit Georges Bataille politique (Presses<br />
Universitaires de Lyon, 1985) eine systematische Analyse der<br />
Überlegungen Batailles zum Politischen vorgelegt.<br />
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