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nancy gemeinschaft 1

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Die Endlichkeit erscheint zusammen, das heißt sie wird exponiert:<br />

das ist das Wesen der Gemeinschaft.<br />

Die Kommunikation ist unter diesen Bedingungen kein «Band». Die<br />

Metapher des «sozialen Bandes» stülpt fatalerweise über irgendwelche<br />

«Subjekte» (das heißt: Objekte) eine hypothetische Wirklichkeit<br />

(die des «Bandes»), der man verzweifelt eine fragwürdige «intersubjektive»<br />

Natur zuzuweisen sucht, die die Gabe besäße, diese Objekte<br />

miteinander zu verknüpfen; und dies wäre dann ebenso das ökonomische<br />

Band wie auch das Band der Anerkennung.<br />

Aber die Komparenz ist von ursprünglicherer Ordnung als das Band.<br />

Sie konstituiert sich nicht, bildet sich nicht, noch erscheint sie zwischen<br />

bereits gegebenen Subjekten (Objekten). Sie besteht im Erscheinen<br />

des Zwischen als solchem: du und ich (das Zwischen-uns);<br />

in dieser Formulierung hat das und nicht die Funktion des Nebeneinandersetzens,<br />

sondern die des Aussetzens. Im Zusammen-<br />

Erscheinen wird folgendes exponiert — und dies sollte man in allen<br />

denkbaren Kombinationen zu lesen wissen: «du (b(ist) / und) (ganz<br />

anders als) ich»; oder einfacher gesagt: du Mit-Teilung ich.<br />

/66/<br />

Die singulären Wesen sind nur in einer solchen Kommunikation gegeben,<br />

das heißt ohne Band und ohne Eins-sein zugleich; das Motiv<br />

einer Verknüpfung oder Fügung von Außen und die Idee einer gemeinsamen,<br />

vereinenden Innerlichkeit liegen ihnen gleichermaßen<br />

fern. Die Kommunikation ist das Konstituens eines dem Draußen<br />

Ausgesetztseins, das die Singularität definiert. In ihrem Sein, ihrem<br />

eigentlichen Wesen nach, ist die Singularität dem Draußen ausgesetzt.<br />

Durch diese Setzung oder diese ursprüngliche Struktur ist sie<br />

zugleich herausgelöst, deutlich unterschieden und <strong>gemeinschaft</strong>lich.<br />

Die Gemeinschaft ist die Darstellung dieser Loslösung (oder dieser<br />

Abkapselung), dieser Unterscheidung, die nicht die Individuation,<br />

sondern die zusammen-erscheinende Endlichkeit ist.<br />

(Das war es wohl auch, was Rousseau als erster dachte: bei ihm<br />

taucht die Gesellschaft als Band und als Trennung derer auf, die im<br />

«Naturzustand», da sie ohne Bande sind, auch nicht voneinander<br />

getrennt oder isoliert werden können. Der «Gesellschaftszustand»<br />

setzt sie der Trennung aus; so aber exponiert er «den Menschen»<br />

und setzt diesen gleichzeitig dem Urteil seinesgleichen aus. Rousseau<br />

ist wohl in jeder Hinsicht der Philosoph der Komparenz par excellence;<br />

und womöglich ist der paranoide Wahn nur die krankhafte –<br />

weil in der Subjektivität zurückgehaltene – Kehrseite der Vorladung<br />

vor das Tribunal der Gemeinschaft.)<br />

ner ursprünglichen Mit-Teilung, die die Gemeinschaft «ist», ab. Oder anders<br />

gesagt, diese «ursprüngliche» Mit-Teilung selbst ist nichts anderes<br />

als eine «Mit-Teilung» der Stimmen, aber auch dann müßte die «Stimme»<br />

anders denn als sprachliche oder auch «vorsprachliche» Stimme<br />

verstanden werden, nämlich als <strong>gemeinschaft</strong>liche Stimme.<br />

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