nancy gemeinschaft 1
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ihr verkündigten Tod entgeht sie den beim Schreiben akzeptierten<br />
Grenzen.» [III, 12] *<br />
Ich würde eher sagen: sie exponiert diese Grenzen, sie überschreitet<br />
sie niemals, ebensowenig wie die Gemeinschaft. Aber in jedem einzelnen<br />
Augenblick teilen singuläre Seiende ihre Grenzen miteinander,<br />
sie teilen sich auf ihren Grenzen mit. Zwischen ihnen bestehen<br />
nicht länger die Beziehungen der Gesellschaft (sie sind weder<br />
«Mutter» und «Sohn», noch «Autor» und «Leser», weder «öffentliche<br />
Person» und «Privatmensch», noch «Produzent» und «Konsument»),<br />
vielmehr sind sie in der Gemeinschaft, sind entwerkt.<br />
«Ich sprach von Gemeinschaft als einer existierenden: Nietzsche<br />
brachte seine Bejahungen mit ihr in Beziehung, blieb aber<br />
allein. (...) Aus einem Gemeinschaftsgefühl, das mich mit Nietzsche<br />
verbindet, und nicht etwa aus einer isolierten Originalität,<br />
entspringt in mir der Wunsch, zu kommunizieren.» [V, 39.]<br />
So können wir nur darüber hinausgehen.<br />
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Anmerkung<br />
Die erste Fassung von «La Communauté désoeuvrée» erschien im<br />
Frühjahr 1983 in der Nummer 4 der Zeitschrift Aléa, die Jean-<br />
Christhophe Bailly dem Thema der Gemeinschaft gewidmet hatte.<br />
Sozusagen im Vorfeld meines Textes gab es also den kurzen Ankündigungstext,<br />
in dem Bailly den Titel dieser Nummer vorgab: «die Gemeinschaft,<br />
das Zahlreiche». Dies war bereits ein Text, bereits ein<br />
Schreibgestus, der eine Anzahl anderer um sich scharte und zum<br />
Schreiben aufforderte.<br />
Ende desselben Jahres erschien La Communauté inavouable von<br />
Maurice Blanchot. Der erste Teil seines Buches setzte sich mit «La<br />
Communauté désoeuvrée» auseinander, und Blanchot wollte damit<br />
«anknüpfen an ein eigentlich nie unterbrochenes Nachdenken über<br />
die Notwendigkeit des Kommunismus» und erneut «die Unzulänglickeit<br />
der Sprache» thematisieren, «wie sie uns wohl in Worten wie<br />
Kommunismus und Gemeinschaft, augenfällig wird, wenn wir spüren,<br />
daß solche Worte etwas ganz anderes in sich tragen als das, was all<br />
denen, die von sich sagen würde, daß sie einer Gesamtheit, einer<br />
Gruppe, angehörten, communis, d.h. gemeinsam sein könnte.»<br />
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Der heilige Eros, op. cit. S. 264.<br />
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