nancy gemeinschaft 1
nancy gemeinschaft 1
nancy gemeinschaft 1
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
die «innere Erfahrung», von der Bataille spricht, nichts von «Innerlichkeit»,<br />
nichts «Subjektives» an sich; sie ist viel-mehr von der Erfahrung<br />
dieser Beziehung zum inkommensurablen Draußen nicht zu<br />
trennen. Nur die Gemeinschaft gibt dieser Beziehung ihren Raum<br />
oder auch ihren Rhythmus.<br />
So gesehen hat Bataille sicher als erster oder zumindest am intensivsten<br />
diese moderne Erfahrung der Gemeinschaft gemacht: die Gemeinschaft<br />
ist weder ein herzustellendes Werk, noch eine verlorene<br />
Kommunion, sondern der Raum selbst, das Eröffnen eines Raums<br />
der Erfahrung des Draußen, des Außer-Sich-Sein. Im Zentrum dieser<br />
Erfahrung stand die Forderung nach einem «klaren Bewußtsein» der<br />
Trennung, das heißt nach einem «klaren Bewußtsein» (nichts anderem<br />
als dem hegelschen Selbstbewußtsein nämlich, das jedoch an<br />
der Grenze des Zugangs zu sich selbst in der Schwebe bleibt,) darüber,<br />
daß die Immanenz, die Vertrautheit, nicht wiedergefunden werden<br />
kann und letztlich auch nicht soll, weil sie eben nicht wiederzufinden<br />
ist; diese Forderung kehrte zugleich die ganze Sehnsucht, die<br />
ganze Metaphysik der Einswerdung um.<br />
Genau darum bedeutet jedoch die Forderung nach einem «klaren<br />
Bewußtsein» ganz und gar nicht, daß man die<br />
/46/<br />
Gemeinschaft aufgibt und sich beispielsweise auf die Position des<br />
Individuums zurückzieht. Das Individuum als solches ist nur ein<br />
Ding 10 , und für Bataille könnte man das Ding als kommunikationsloses<br />
und <strong>gemeinschaft</strong>sloses Wesen definieren. Das klare Bewußtsein<br />
des Dunkels der Einswerdung, dieses Bewußtsein an der äußersten<br />
Grenze des Bewußtseins, ist zugleich das In-der-Schwebe-<br />
Halten der hegelschen Begierde (der Begierde nach Anerkennung<br />
des Bewußtseins), die endliche Unterbrechung des unendlichen Begehrens,<br />
das unendliche Aussetzen des endlichen Begehrens (die<br />
Souveränität selbst: also ein Begehren außerhalb des Begehrens und<br />
ein Außer-Sich-Sein der (Selbst)beherrschung) — dieses «klare»<br />
Bewußtsein kann nirgends anders als in der Gemeinschaft stattfinden<br />
oder vielmehr kann es nur als Kommunikation der Gemeinschaft geschehen,<br />
nämlich als das, was in der Gemeinschaft kommuniziert<br />
wird und zugleich als das, was die Gemeinschaft mitteilt 11 .<br />
10 Vgl. zum Beispiel, VII, 312.<br />
11 Ich benütze den Terminus «Kommunikation» im Sinne Batailles, das<br />
heißt, daß diesem Wortes ständig Gewalt angetan wird, und zwar insofern<br />
es Subjektivität oder Intersubjektivität bezeichnet, als auch insofern<br />
es die Übertragung einer Botschaft oder eine Sinns denotiert. Letztendlich<br />
ist dieses Wort unhaltbar. Ich behalte es jedoch bei, weil es auch im<br />
Wort «Gemeinschaft» (communauté) anklingt, verwende jedoch darüberhinaus<br />
das Wort «partage» (Mit-Teilung); gelegentlilch wird auch<br />
Kommunikation durch Mitteilung ersetzt. Bataille war sich der Unzulänglichkeit<br />
dieser gewaltsamen Auslegung des Konzepts der «Kommunikation»<br />
bewußt: «Isoliertes Wesen und Kommunikation haben ein und dieselbe<br />
Realität. Nirgends gibt es "isolierte Wesen", die nicht kommunizieren<br />
25