nancy gemeinschaft 1
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Kreisbewegung Hegels vollziehe, so bestimme ich dadurch jenseits<br />
der erreichten Grenzen nicht mehr ein Unbekanntes, sondern<br />
ein Unerkennbares. Unerkennbar nicht infolge der Unzulänglichkeit<br />
der Vernunft, sondern seiner Natur nach (und selbst<br />
für Hegel kann die Sorge über dieses Jenseits nur entstehen,<br />
weil man das absolute Wissen nicht besitzt...). Wenn wir nun<br />
also annehmen, ich sei Gott, ich wäre mit dieser hegelschen<br />
Gewißheit (die Schatten und Zweifel beseitigt) in der Welt, ich<br />
wüßte alles, sogar auch, warum das vollendete Wissen fordert,<br />
daß der Mensch und die unzähligen Besonderheiten der verschiedenen<br />
Ich und die Geschichte sich ereignen, so entsteht in<br />
genau diesem Augenblick die Frage, die die menschliche, göttliche...<br />
Existenz ganz tief in die Dunkelheit ohne Wiederkehr eindringen<br />
läßt. Warum muß es so sein, daß es das gibt, was ich<br />
weiß? Warum ist dies eine Notwendigkeit? Diese Frage birgt —<br />
auch wenn es auf den ersten Blick nicht den Anschein<br />
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hat — eine äußerste Zerrissenheit, die so tief reicht, daß ihr<br />
einzig das Schweigen der Ekstase antwortet.» (V, 127-128)<br />
Die Zerrissenheit, die in dieser Frage verborgen liegt, ist die von der<br />
Frage selbst hervorgerufene Zerrissenheit zwischen der Totalität der<br />
seienden Dinge - eine Totalität die als das Absolute, d.h. als von jedem<br />
anderen «Ding» losgelöst, gedacht ist — und dem Sein (das<br />
selbst kein «Ding» ist), durch das und in dessen Namen die Dinge<br />
insgesamt sind. Diese Zerrissenheit (die der ontisch-ontologischen<br />
Unterscheidung bei Heidegger entspricht, wenn nicht sogar mit ihr<br />
identisch ist) bestimmt eine Beziehung des Absoluten, erlegt dem<br />
Absoluten eine Beziehung zu seinem eigenen Sein auf, anstatt dieses<br />
Sein vielmehr der absoluten Totalität der Seienden immanent zu<br />
machen. Daher gelangt das «selbst» schließlich dazu, sich als Beziehung<br />
zu bestimmen, als Nicht-Äbsolutheit, und wenn man so will<br />
— zumindest versuche ich dies zu sagen - als Gemeinschaft.<br />
Die Ekstase antwortet — wenn dies überhaupt eine «Antwort» . —<br />
auf die Unmöglichkeit der Absolutheit des Absoluten oder auf die<br />
«absolute» Unmöglickeit der vollendeten Immanenz. Geht man von<br />
diesem strengen Verständnis der Ekstase aus, das sich bei genauerer<br />
Betrachtung der Philosophie vor Bataille und der seiner Zeitgenossen<br />
wohl auch bei Schelling und Heidegger finden ließe, so meint<br />
dies keinerlei Gefühserguß, u nd noch weniger irgendeine mystische<br />
Verzückung. Sie definiert ausschließlich die sowohl ontologische als<br />
auch gnoseologische Unmöglickeit einer absoluten Immanenz (oder<br />
des Absoluten, also der Immanenz) und folglich die Unmöglichkeit<br />
einer Individualität im strengen Sinn wie auch die einer reinen kollektiven<br />
Totalität. Die Frage des<br />
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Individuums und die Frage des Kommunismus sind eng verknüpft mit<br />
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