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nancy gemeinschaft 1

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das bedeutet nun ganz klar, daß die Endlich-<br />

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keit selbst nichts ist, daß sie kein Grund, kein Wesen, keine Substanz<br />

ist. Aber sie erscheint, sie stellt sich dar, sie exponiert sich und existiert<br />

somit als Kommunikation. Um diese besondere Erscheinungsweise,<br />

diese spezifische Phänomenalität, die wohl ursprünglicher ist<br />

als jede andere (denn es wäre durchaus möglich, daß die Welt der<br />

Gemeinschaft und nicht dem Individuum er-scheint), zu bestimmen,<br />

müßte man sagen können, daß die Endlichkeit zusammen-erscheint<br />

und nur zusammen-erscheinen * kann: darunter sollte man verstehen,<br />

daß sich das endliche Sein immer gemeinsam, also (zu) mehreren<br />

darstellt, und daß sich zugleich die Endlichkeit stets im Gemeinsam-<br />

Sein und als dieses Sein selbst darstellt und sie sich so stets dem<br />

richtenden Gehör und dem Urteil des Gesetzes der Gemeinschaft,<br />

oder anders gesagt, viel ursprünglicher noch, dem Urteil der Gemeinschaft<br />

als Gesetz darbietet.<br />

Die Kommunikation besteht zuallererst in dieser Mit-Teilung und dieser<br />

Komparenz der Endlichkeit: das heißt in diesem Auseinander und<br />

diesem gegenseitigen Anrufen, die sich so als konstitutiv für das Gemeinsam-Sein<br />

erweisen — und zwar insofern als dieses kein gemeinsames<br />

Sein ist. Das Endlich-Sein existiert zunächst gemäß der<br />

Trennung der Orte, gemäß einer Extension — partes extra partes —<br />

wodurch jede Singularität ausgedehnt wird (im Sinne Freuds, der<br />

schrieb: «Die Psyche ist ausgedehnt»). Sie ist nicht in einer Gestalt<br />

eingeschlossen — obgleich sie mit ihrem ganzen Sein an ihre singuläre<br />

Grenze stößt — vielmehr ist sie, was sie ist, singuläres Sein (die<br />

Singularität des Seins), nur durch ihre Extension, durch ihre Arealität,<br />

die sie — ohne Ausmaß oder Begehren ihres «Egoismus» zu berücksichtigen<br />

— vor al-<br />

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lem nach außen in ihr eigenes Sein kehrt und so die Singularität nur<br />

dadurch existieren läßt, daß sie sie einem Draußen aussetzt. Und<br />

dieses Draußen selbst ist seinerseits nichts anderes als die Exposition<br />

einer anderen Arealität, einer anderen Singularität — dieselbe,<br />

anders. Diese Exposition oder diese exponierende Mit-Teilung gibt<br />

von Anfang an Anlaß zu einem gegenseitigen Anrufen der Singularitäten,<br />

das jeder sprachlichen Anrede weit vorausgeht (wohl aber die<br />

erste Bedingung der Möglichkeit der Sprache darstellt) 21 .<br />

*<br />

comparaitre wird im folgenden als «zusammen-erscheinen», comparution<br />

zuweilen auch mit «Komparenz» übersetzt. (A.d.U.)<br />

21 In diesem Sinn geht die Komparenz der singulären Seienden sogar der<br />

Vorbedingung von Sprache voraus, die Heidegger als vorsprachliche<br />

Auslegung verstand, und auf die ich die Singularität der Stimmen in Le<br />

Partage des voix (Paris, Gali16e, 1982) bezogen habe. Anders als man<br />

aufgrund dieses Textes vielleicht hat annehmen können, führt die Mit-<br />

Teilung der Stimmen nicht zur Gemeinschaft; sie hängt vielmehr von je-<br />

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