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nancy gemeinschaft 1

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also, die ihre Immanenz erlangen würde. Heute bleibt uns nur noch<br />

die bittere Erkenntnis, daß eine solche Gemeinschaft, ob sie nun Volk<br />

Nation oder Gesellschaft der Produzenten heißen mag, in immer weitere<br />

Ferne entschwindet. Dieses Bewußtsein ist jedoch, genau wie<br />

das Bewußttsein vom «Verlust» der Gemeinschaft, oberflächlich. In<br />

Wahrheit gibt es keine Aufhebung des Todes. Die Einswerdung, die<br />

da kommen soll, entschwindet nicht, sie wird nicht aufgeschoben: Ihr<br />

war niemals eine Zu-kunft<br />

/35/<br />

beschieden, sie wird sich weder ereignen noch eine Zukunft bilden<br />

können. Was jedoch eine , Zukunft bildet und folglich_ tatsächlich<br />

kommen wird, ist immer nur der singuläre Tod; was nicht heißen soll,<br />

daß er nicht in der Gemeinschaft geschieht -.ganz im Gegenteil, aber<br />

darauf werde ich noch zurückkommen. Die Einswerdung aber ist<br />

nicht die Zukunft des Todes, genausowenig wie der Tod die einfache<br />

sich unendlich wiederholende Vergangenheit der Gemeinschaft ist.<br />

Zwar mag der Tod von Millionen durch das Aufbegehren derer, die<br />

sterben, seine Rechtfertigung finden: er ist gerechtfertigt als Antwort<br />

auf das Unerträgliche, als Aufstand gegen die gesellschaftliche, politische,<br />

technische, militärische und religiöse Unterdrückung. Aber<br />

dieser Tod ist dadurch nicht aufgehoben: Keine Dialektik, keine Heilsidee<br />

führt diesen Tod je in eine andere Immanenz als in die ... des<br />

Todes (des Stillstandes, der Verwesung, die nur Parodie oder<br />

Kehrseite der Immanenz sind). Das moderne Zeitalter hat nun aber<br />

die Rechtfertigung des Todes immer nur in der Figur des Heils oder<br />

der dialektischen Aufhebung der Geschichte gedacht. Das moderne<br />

Zeitalter mühte sich verbissen, die Zeit der Menschen und ihrer<br />

Gemeinschaften in eine Kommunion, in eine unsterbliche<br />

Einswerdung hineinzuzwängen, in der letztendlich der Tod den<br />

sinnlosen Sinn, den er eigentlich haben sollte, und den er unweigerlich<br />

hat, verliert.<br />

So sind wir nun dazu verurteilt, ja gezwungen, diesen außerhalb des<br />

Sinns des Todes liegenden Sinn anders wo als in der Gemeinschaft<br />

zu suchen. Aber dies ist ein absurdes Unterfängen (es ist die Absurdität<br />

einer jeden Philosophie des „ Individuums). Der Tod ist mit der<br />

Gemeinschaft untrennbar verbunden, denn gerade durch den Tod<br />

offenbart sich die Gemeinschaft — und umgekehrt.<br />

/36/<br />

Nicht zufällig hat dieses Motiv der gegenseitigen Offenbarung sowohl<br />

das ethnologisch or ientierte Denken als auch das Denken. Freuds<br />

und Heideggers, sowie zur selben Zeit, d.h. im Zeitraum zwischen<br />

dem. Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, das Denken Batailles beschäftigt.<br />

Gerade das Motiv der Offenbarung des Mit-Seins oder des Miteinander-Seins<br />

durch den Tod, bzw. das Motiv der Kristallisation der Gemeinschaft<br />

um den Tod ihrer Mitglieder, das heißt um den «Verlust»<br />

(der Unmöglichkeit) ihrer Immanenz heraus - sie entsteht also nicht<br />

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