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Werktags - ORF

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auch noch verstanden werden – brüllt sie ihm also praktisch ins ohr. und dann, wie das amen<br />

im gebet, kommt das volle programm: erstens das schweigen in der leitung, und zweitens das<br />

du musst ja selbst wissen, was du tust. darauf die eine antwort (was du immer hast), die andere<br />

(wann denn sonst als unter der woche) von ihm gerade noch zurückgehalten, aufgelegt.<br />

achtzigtausend meilen unter das meer abgetaucht, wieder aufgetaucht und sich abgeschüttelt<br />

wie ein nasser hund. stimmt’s?<br />

wenn nicht, zumindest gut erfunden. aber jetzt zurück ins hier und jetzt. und was soll das<br />

wieder heißen. die antwort darauf ist er schon einige zeit schuldig, wobei im moment etwas<br />

ganz anderes erstaunt: selbst im zustand milder wut bewegt sich kein einziges haar aus ihrer<br />

frisur, für die sie sich auch in einem shampoomitconditionerspot nicht verstecken bräuchte.<br />

ganz ehrlich: nicht ein einziges haar verlässt die militärisch samtig weiche ordnung. inzwischen<br />

ist die zeit natürlich nicht stehen geblieben, und sie hat sich und ihn anscheinend schon genug<br />

gefragt. die sache mit dem after work clubbing ohne sie ist auch geklärt – wobei für alle<br />

anderen, unter uns gesagt, offen geblieben ist, wer die beiden aus dem globalen einkaufsteam<br />

waren und was denn eigentlich after work genau passiert ist. unser neid gilt in diesem fall den<br />

fahrgästen in die andere richtung.<br />

ein handy ist siebeneinunddreißig schnell zugeklappt, wenn man wütend ist. ohne den<br />

abschiedsgruß – z. b. okay [pause], dann machs gut – fast noch ein wenig schneller. und nicht<br />

nur schnell, sondern auch überaus dezent und wenig theatralisch, weil das geräusch des auf<br />

die gabel geschmissenen hörers – man kennt es aus alten filmen – von einem kleinen eleganten<br />

klick oder klapp abgelöst wurde. nicht einmal ein genervtes du ich muss jetzt aufhören, nur<br />

für den fall, dass die wut am nachmittag schon etwas verraucht ist und man mit dem gestus<br />

informierter versöhnung irgendetwas mit abgebrochener verbindung, ungenügender<br />

netzabdeckung, ich denke schon länger daran den anbieter zu wechseln in ein email oder eine<br />

ecard schreiben möchte. während wir alle wissen, was wirklich los ist, denn jetzt starrt sie aus<br />

dem fenster und blickt durch sich selbst, also ihre spiegelung, hindurch an die vorbeifahrenden<br />

tunnelwände. als das handy zirpt, wird in erwartung des wiederkommenden erstens kollektiv<br />

die luft angehalten und zweitens die erwartungen ebenso kollektiv enttäuscht. nur ein blick auf<br />

das display und dann gleich ab in die mailbox.<br />

siebenzweiunddreißig: tür auf, mind the gap, raus aus der bahn, und rein ins getümmel – immer<br />

nur den anderen nach. zug fährt ab, und wir ruckzuck an ihr vorbei. kein haar bewegt sich.<br />

alles was jetzt noch kommt, der traurige rest nämlich, ist frei erfunden: exzellente perspektiven<br />

in einem sicheren wachstumsmarkt. auf einer der rolltreppen nach oben und mit der nächsten<br />

raus aus der station, direkt ins gleißende licht. flieg.<br />

siebenuhrdreißig ff<br />

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