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in der Mitte der Kreuzung stehen, sie hastet weiter, er weiß nicht wohin.<br />
Ein Menschenauflauf, Karsten mittendrin und Tamara, wie sie vor ihm kniet, Karstens Blut das<br />
über den Bürgersteig läuft und an ihren Beinen klebt, Tamaras Beckenknochen, die in den<br />
blauen Frühjahrshimmel starren.<br />
In der Kinderkarre am Straßenrand sitzt das schreiende Kind, die Frau kann Herr P. in dem<br />
Gedränge nicht mehr finden. Passanten rufen nach der Rettung, irgendetwas ist passiert.<br />
Und jetzt? Herr P. hasst Massenansammlungen, er ist so klein und sieht sowieso nichts, helfen<br />
kann er auch nicht, weil er kommt immer zu spät.<br />
Timon, aus dem Schlaf gerissen, heult verzweifelt gegen den Verkehrslärm an, sein kleines<br />
Mondgesicht ist dunkelrot angelaufen, Tränen tropfen von den Pausbacken, er zappelt mit den<br />
Füßen, doch Tamara kommt nicht zurück.<br />
Herr P. sieht sich hilflos um, er kennt sich nicht aus mit Kindern, die Leute auf der Straße haben<br />
es eilig und gehen mürrisch vorbei. In der Aufregung hat er das Brötchen mit der Bockwurst<br />
in seiner Hand ganz zerdrückt.<br />
Er hält es Timon vor die Nase. Der hält inne und schluchzt. Herr P. beugt sich hinunter und<br />
lächelt. Timon hat noch nie einen kleinen Mann mit so schiefen Zähnen gesehen. Bäh, sagt<br />
er und greift nach der Wurst.<br />
Der Verkehr tost weiter. Timon und Herr P. warten an der Ampel.<br />
Familienglück<br />
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