Download - Österreichischer Gemeindebund
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24<br />
Kommunal: Recht & Verwaltung<br />
Was Barcelona mit der Betreuung österreichischer Kinder zu tun hat<br />
Es geht um die Quadratur<br />
des Betreuungskreises<br />
Anfang August wurde dem Österreichischen <strong>Gemeindebund</strong> ein<br />
Entwurf einer Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG über den Ausbau<br />
des institutionellen Kinderbetreuungsangebots zur Begutachtung und<br />
Stellungnahme übermittelt.<br />
Nicolaus Drimmel<br />
Stärkung der Lebensqualität, Wohlstand und<br />
Wettbewerbsfähigkeit sind globale Überlebensstrategien,<br />
die auch für die kleinsten Regionen<br />
und lokalen Einheiten nachvollziehbar sind.<br />
Leitende Idee dieser Vereinbarung<br />
ist der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
im Sinne<br />
des so genannten Barcelona-<br />
Zieles. Im Rahmen der Europäischen<br />
Wachstums- und Beschäftigungsstrategie<br />
einigten sich die<br />
EU-Mitgliedstaaten im März<br />
2002 unter anderem darauf,<br />
„Hemmnisse zu beseitigen, die<br />
Frauen an einer Beteiligung am<br />
Erwerbsleben abhalten und bestrebt<br />
zu sein, nach Maßgabe<br />
der Nachfrage nach Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
und im<br />
Einklang mit den einzelstaat -<br />
lichen Vorgaben für das Versorgungsangebot<br />
bis 2010 für mindestens<br />
90 Prozent der Kinder<br />
zwischen drei Jahren und dem<br />
Schulpflichtalter und für<br />
mindes tens 33 Prozent der Kinder<br />
unter drei Jahren Betreuungsplätze<br />
zur Verfügung zu<br />
stellen.“ Ein Bericht der Kommission<br />
legte schon 2008 dar, dass<br />
zahlreiche EU-Länder diese Ziele<br />
nicht erreichen werden. In<br />
Österreich wurde das Ziel bei<br />
den älteren Kindern schon 2009<br />
erreicht, die Quote liegt aktuell<br />
bei 93,4 Prozent. Die Betreuungsquote<br />
für die Kinder unter<br />
drei Jahren liegt nach Informationen<br />
des Familienressorts bei<br />
19 Prozent.<br />
Hier sieht der Bund also Handlungsbedarf,<br />
indem er ein Kofinanzierungsmodell<br />
über Zweckzuschüsse<br />
für Länder und Gemeinden<br />
vorlegt, das letztlich<br />
die Länder über einen Vertrag<br />
gemäß 15a B-VG verpflichtet,<br />
zusätzliche Kinderbetreuungsplätze<br />
für Kinder unter drei Jahren<br />
in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
zu schaffen.<br />
Der Bund beabsichtigt,<br />
dafür bis zum Jahr 2014 insgesamt<br />
55 Millionen Euro flüssig<br />
zu machen. Freilich ist das nur<br />
die eine Seite der Medaille, die<br />
übrigen Mittel müssen naturgemäß<br />
von den Ländern und Gemeinden<br />
aufgewendet werden,<br />
und letztere können nicht einmal<br />
Vertragspartner der entworfenen<br />
Vereinbarung sein.<br />
Wieder einmal muss kritisch gefragt<br />
werden, ob sich das Rechts -<br />
institut 15a-Vertrag für Themen<br />
und Kompetenzen eignen kann,<br />
wenn diese ureigen in den Gemeinden<br />
verankert sind. Und<br />
außerdem drängt sich die Frage<br />
auf, ob Österreich sich undifferenziert<br />
auf Quoten einlassen<br />
will, obwohl die Einhaltung des<br />
Barcelona-Zieles durch die Maßgabe<br />
der Nachfrage und der einzelstaatlichen<br />
Vorgaben von<br />
selbst relativiert ist.<br />
Das Barcelona-Ziel und die<br />
Wachstums- und Beschäftigungsstrategie<br />
sind Themen, die man<br />
grundsätzlich nicht kleinreden<br />
kann, Stärkung der Lebensqualität,<br />
Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit<br />
sind globale<br />
Überlebensstrategien,<br />
die auch für<br />
die kleinsten<br />
Regionen<br />
und lokalen<br />
Einheiten<br />
nachvollziehbar<br />
sind. Dennoch<br />
enthält auch<br />
der Barcelona-Text<br />
Zielkonflikte, die<br />
schwer vereinbar sind<br />
und die Mitgliedstaaten<br />
gleichsam zur Quadratur<br />
des Kreises zwingen, sollten<br />
sie ohne Rücksicht auf die ört -<br />
liche Situation die Quoten erfüllen<br />
wollen.<br />
Das Pferd wurde in Barcelona folgendermaßen<br />
aufgezäumt: Verstärkter<br />
und vorzeitiger Zugang<br />
von Frauen in das Erwerbsleben<br />
steigert das Wirtschaftswachstum,<br />
Beschäftigung von zusätzlichen<br />
Kinderbetreuerinnen ebenso.<br />
Der Zugang von Betreuungseinrichtungen<br />
muss erleichtert<br />
sein. Das heißt flächendeckend<br />
und zu finanziell akzeptablen<br />
Konditionen. Gleichzeitig muss<br />
die Qualität der Betreuung steigen.<br />
Also Qualität, die nichts kos -<br />
ten darf, damit das Wirtschaftswachstum<br />
angekurbelt wird.<br />
Das klingt ganz einfach für den<br />
Fall, dass jemand mit dem<br />
ganzen Geld vor der Haustür<br />
steht. Dies ist aber beim vorgeschlagenen<br />
Kofinanzierungsmodell<br />
nicht der Fall. Die Gemeinden<br />
fürchten zu recht, dass die<br />
Ausgaben die Fördermittel übersteigen<br />
würden.<br />
Teurer Betrieb auch ohne<br />
Notwendigkeit?<br />
Der Österreichische <strong>Gemeindebund</strong><br />
hat sich immer schon zu<br />
einem hochqualitativen und<br />
weitreichenden Angebot für Kinderbetreuung<br />
ausgesprochen,<br />
mit zunehmender Nachfrage der