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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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Bevor e<strong>in</strong> armer Jude aber so e<strong>in</strong> "nützlicher" Bürger oder ''brauchbarer<br />

Handwerker" wurde, mußte er - wie das Beispiel des<br />

Bäckers Landauer beweist - etliche Hürden überw<strong>in</strong>den.<br />

Daß auch jüdische Händler immer wieder schikaniert wurden,<br />

ließ der Hohenemser We<strong>in</strong>händler Abraham Schwarz am<br />

22. September 1848 die Leserschaft des Bregenzer Wochenblattes<br />

wissen. Schwarz hatte über Höchst Waren <strong>in</strong> die Schweiz gebracht<br />

und war bei se<strong>in</strong>er Rückkehr vom Zöllner beschuldigt worden, er<br />

habe <strong>in</strong> der Schweiz se<strong>in</strong> Pferd getauscht und wolle dieses nun<br />

zollfrei e<strong>in</strong>führen. Obwohl Schwarz beteuerte, es handle sich um<br />

e<strong>in</strong> Ausschußpferd des Militärs, das er <strong>in</strong> Bregenz gekauft habe<br />

und das noch das Zeichen des Militärs aufweise, ließen sich die<br />

Zöllner nicht überzeugen und spannten das Pferd aus. Nun<br />

entwickelte sich e<strong>in</strong> heftiger Streit: Der Höchster Bürger J oseph<br />

Schneider hatte Schwarz bei se<strong>in</strong>er Fahrt <strong>in</strong> die Schweiz begleitet<br />

und dessen Aussagen bestätigt, der "wohlbegüterte" He<strong>in</strong>rich<br />

Schneider stellte sich als Bürge e<strong>in</strong>. Doch die Zöllner ließen sich<br />

nicht umstimmen und me<strong>in</strong>ten, sie würden angesichts der<br />

Heftigkeit des Streites von ihren Gewehren Gebrauch machen.<br />

Der Schiffmeister Jakob Schamler schließlich beendete die<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung, <strong>in</strong>dem er auf dem Amtsplatz erklärte, er<br />

habe mit se<strong>in</strong>en Schiffleuten beim H<strong>in</strong>überfahren über den Rhe<strong>in</strong><br />

dieses Pferd wegen se<strong>in</strong>es besonderen Zeichens genau angesehen<br />

und könne die Aussagen des Abraham Schwarz bestätigen.<br />

Schwarz wurde freigelassen und äußerte <strong>in</strong> der Zeitung den<br />

Verdacht, daß Denunzianten "Antheil" an dieser Ause<strong>in</strong>andersetzunggehabt<br />

hätten (33). Festzuhalten bleibt jedenfalls, daß<br />

sich offensichtlich hochangesehene Höchster Bürger im Jahr 1848<br />

nicht scheuten, öffentlich für e<strong>in</strong>en jüdischen Kaufmann Stellung<br />

zu beziehen. Noch imJ ahrhundert zuvor war e<strong>in</strong> ähnlicher Konflikt<br />

<strong>in</strong> Hohenems zu e<strong>in</strong>er wüsten Schlägerei ausgeartet, wobei die<br />

Fronten e<strong>in</strong>deutig ausgemacht werden konnten: Christen gegen<br />

Juden (34).<br />

Der Wirtschafts tätigkeit von Juden - soviel kann festgehalten<br />

werden - standen viele Schwierigkeiten gegenüber. Im Zuge der<br />

Industrialisierung des Landes schafften es aber doch e<strong>in</strong>ige, Erfolg<br />

zu haben -als Fergger und später Industrielle oder als Geldverleiher<br />

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