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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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Demnach sollte die bestehende Anzahl jüdischer Familien als<br />

Normalzahl betrachtet werden, für Hohenems - der größten<br />

Judengeme<strong>in</strong>de des "Illerkreises" - wurde sie auf 90 festgelegt.<br />

Diese Restriktion hatte über die Bayernzeit h<strong>in</strong>aus Bestand. Im<br />

Jahre 1844 wandte sich die Judengeme<strong>in</strong>de mit e<strong>in</strong>em Bittgesuch<br />

um Aufhebung der Heiratsbeschränkung an Kaiser Ferd<strong>in</strong>and<br />

und wies darauf h<strong>in</strong>, daß die jüngeren Söhne reicher Männer und<br />

viele Mädchen <strong>in</strong>s Ausland heiraten müßten, wodurch <strong>in</strong> den<br />

letzten 30 Jahren etwa 400.000,- Gulden abgeflossen wären. Das<br />

von der Christengeme<strong>in</strong>de unterstützte Bittgesuch blieb unbeantwortet.<br />

Als im Zuge der Revolution von 1848 die e<strong>in</strong>schränkende<br />

Judengesetzgebung fiel, hoffte David Moos aus Hohenems auf<br />

se<strong>in</strong>e Verehelichung mit Henriette Brunner. Doch das Landespräsidium<br />

<strong>in</strong> Innsbruck erhob mit H<strong>in</strong>weis auf die Normalzahl<br />

E<strong>in</strong>spruch. Auf Anra ten des Geme<strong>in</strong>dearztes Dr. Wilhelm Ste<strong>in</strong>ach<br />

beauftragte die Judengeme<strong>in</strong>de den Wiener Rechtsanwalt Josef<br />

Wertheimer damit, beim M<strong>in</strong>isterium e<strong>in</strong>e Beschwerde gegen<br />

diese Maßnahme e<strong>in</strong>zureichen. Am 13. Oktober 1849 teilte schließlich<br />

das Innenm<strong>in</strong>isterium den zuständigen Behörden mit, Juden<br />

seien künftig bezüglich ihrer Verehelichung den Christen "vollkommen<br />

gleichgestellt" (3). Der Ehe zwischen David Moos und<br />

Henriette Brunner stand nichts mehr im Wege: Der Verb<strong>in</strong>dung<br />

entstammten zehn K<strong>in</strong>der (4).<br />

Es sollte also noch bis 1849 dauern, bis dieses grundlegende<br />

Menschenrecht verwirklicht wurde. Warum schien sich die Situation<br />

der Juden <strong>in</strong> Hohenems 1814 - bei der Geburt von M<strong>in</strong>a Weil<br />

- zu verbessern? Die wesentlichste Bestimmung aus der Zeit der<br />

bayrischen Herrschaft stammte aus dem Jahre 1813 - und auch<br />

diese Bestimmung sollte die bayrische Herrschaft überdauern<br />

und die Hohenemser Judengeme<strong>in</strong>de nach der Rückkehr des<br />

Landes zum Hause Habsburggegenüber den anderen österreichischen<br />

Judengeme<strong>in</strong>den privilegieren. Der letzte Hohenemser<br />

Rabb<strong>in</strong>er Aron Tänzer jedenfalls war voll des Lobes über dieses<br />

Gesetz:<br />

"Mit dem Edikt vom Jahre 1813 brach e<strong>in</strong>e neue und gesegnete<br />

Periode für die Hohenemser Juden an. Denn jetzt waren für sie<br />

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