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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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egründet, die angestrebte Ausweisung sei nämlich "vordrist zu<br />

der Ehr Gottes befürderlich".<br />

Dieses Argument ist neu. Und es überrascht uns daher nicht,<br />

daß jetzt auch die religiösen E<strong>in</strong>wände näher präzisiert werden:<br />

Die Juden seien nicht nur nicht bereit, Christus anzuerkennen,<br />

sondern sie schändeten ihn tagtäglich, <strong>in</strong>dem sie sich <strong>in</strong> der<br />

Fastenzeit sowie an allen Fast- und Abst<strong>in</strong>enztagen des Fleischessens<br />

nicht enthalten. Das würde billigerweise an katholischen<br />

Orten auch den andern widrigen Religionsgenossen wie Lutheranern,<br />

Calv<strong>in</strong>isten oder Zw<strong>in</strong>glianer nicht gestattet. Durch e<strong>in</strong>en<br />

so schändlichen Wandel erregten die Juden nicht ger<strong>in</strong>ges Ärgernis<br />

bei den e<strong>in</strong>fältigen Bauersleuten und vorab bei der Jugend.<br />

Genauer wird auch <strong>in</strong> Punkt 2 auf die Zunahme der jüdischen<br />

Bevölkerung e<strong>in</strong>gegangen, die, wie schon oben vermerkt, so nicht<br />

den Tatsachen entsprach. Daher ist jetzt zusätzlich angeführt, sie<br />

sei auf 80 bis 90 Köpfe angestiegen, <strong>in</strong>dem nicht nur die Zahl der<br />

Haushaltungen gewachsen sei, sondern besonders auch die Zahl<br />

der K<strong>in</strong>der, Knechte und Mägde, die jeder Haushaltung zuzurechnen<br />

s<strong>in</strong>d. Besonders beklagt wird der Zuzug fremder Juden<br />

<strong>in</strong> Hohenems, durch die die Krim<strong>in</strong>alität angestiegen sei. Dabei<br />

wird auf den auch <strong>in</strong> den Akten nachweisbaren E<strong>in</strong>hruchdiebstahl<br />

im Haus des Oberamtmanns h<strong>in</strong>gewiesen (68). E<strong>in</strong> weiterer<br />

Beleg betrifft e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>bruch im Pfarr hof zu Höchst während der<br />

Kirchzeit; der dabei ergriffene Jude ist "nachgehendts auf die<br />

Galleren Condemniert worden" (69). Nähere Ausführung gibt es<br />

auch zu den Mobilien, die angeblich durch die Juden M<strong>in</strong>derjährigen<br />

angeboten würden, nämlich u.a. Z<strong>in</strong>n, Kupfer, Erz, Bettzeug<br />

und Le<strong>in</strong>wand. Im übrigen waren, abgesehen von der<br />

genannten Präzisierung, der Phantasie der Stände enge Grenzen<br />

gesetzt. Sie blieben im wesentlichen bei der Darstellung vom<br />

<strong>August</strong> 1676.<br />

In der Folge <strong>in</strong>tervenierten aber auch die Juden selbst <strong>in</strong><br />

Innsbruck. Salomon Levi und Consorten richteten im Jänner 1680<br />

e<strong>in</strong> Schreiben an die Regierung (70), <strong>in</strong> dem sie darauf h<strong>in</strong>weisen,<br />

daß sie nicht nur der Obrigkeit e<strong>in</strong> Schutzgeld von 200 Gulden,<br />

sondern auch der Geme<strong>in</strong>de Sulz e<strong>in</strong> Insäßgeld von 52 Gulden<br />

pro Jahr pünktlich zu bezahlen hätten. Dennoch würden die<br />

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