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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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ziehen wollte. Graf Ulrich 11. von Montfort-Feldkirch beschlagnahmte<br />

deren Vermögen. Über den weiteren Verlauf dieser<br />

Angelegenheit schweigen die Quellen. Doch am 21. Januar 1349<br />

wurden auch die Feldkircher Juden e<strong>in</strong> Opfer jenes grausamen<br />

Pogroms, jener blutigen Verfolgung also, die gewöhnlich mit<br />

dem "schwarzen Tod" <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht wird (5).<br />

Verschiedenen Autoren haben die blutige Verfolgung der<br />

Juden von 1349 zu Unrecht <strong>in</strong> Zweifel gezogen, denn die Quellen<br />

sprechen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Sprache. Der chronologisch (nicht etwa<br />

geographisch) angelegte Bericht des He<strong>in</strong>rich von Diessenhofen<br />

vermeldet:<br />

"Am 17. Januar 1349 wurden die Juden <strong>in</strong> Basel verbrannt, mit<br />

Ausnahme der K<strong>in</strong>der, die ihnen die Bürger abgenommen<br />

und getauft haben, und .... am 21. Januar 1349 <strong>in</strong> Meßkirch und<br />

Feldkirch (<strong>in</strong> Basilea cremati sunt exceptis <strong>in</strong>fantibus, qui<br />

ablati sunt eis per cives et baptizati, et .... <strong>in</strong> Messkilch et <strong>in</strong><br />

Feltkilch)" .<br />

Dasselbe besagt aber auch e<strong>in</strong>e jüdische Quelle, nämlich das<br />

Nürnberger Memorbuch (8); es erwähnt "Die Verfolgungen,<br />

welche unserer Sünden wegen im Jahre 5109 (=1348/49) ausgebrochen<br />

s<strong>in</strong>d", und faßt unter der Überschrift Bodensee-Bezirk<br />

die Städte Feldkirch, L<strong>in</strong>dau, Ravensburg, Buchhorn, Überl<strong>in</strong>gen,<br />

Konstanz und Schaffhausen zusammen. Das Ma<strong>in</strong>zer<br />

Memorbuch (9) nennt unter der Überschrift "Bodenseegegend"<br />

Feldkirch, L<strong>in</strong>dau, Ravensburg, Überl<strong>in</strong>gen, Konstanz und Schaffhausen.<br />

Jeder Versuch, Feldkirch mit Waldkirch zu identifizieren,<br />

ist deswegen von vornhere<strong>in</strong> zum Scheitern verurteilt, weil damit<br />

nicht nur die konsequent beobachtete geographische Anordnung<br />

gestört würde, sondern auch Waldkirch nicht mehr zum Bodenseegebiet<br />

zählt. Dagegen s<strong>in</strong>d Feldkirch und Schaffhausen auch<br />

heute noch als die Endpunkte der Bodenseeregion anerkannt.<br />

Schließlich sprechen auch sprachliche Argumente dagegen, denn<br />

die hebräischen Formen "velqirken" und "weltqirken" sprechen<br />

ebenfalls eher für Feldkirch als für Waldkirch.<br />

Man hat gegen die Judenverfolgung auch e<strong>in</strong>gewandt (10),<br />

daß schon 1354 e<strong>in</strong>e Jüd<strong>in</strong> <strong>in</strong> Rankweil um das Erbe e<strong>in</strong>es<br />

Glaubensgenossen prozessiert und das Feldkircher Stadtrecht<br />

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