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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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das gegen antisemitische Vorstellungen weitestgehend gefeit<br />

war: Dieses Bürgertum vertrat ke<strong>in</strong>e Endzeiterwartungen, die<br />

den Judenhaß hätten befördern können, es glaubte an die Vernunft,<br />

an die Fähigkeit des Menschen, sich aus selbstverschuldeter<br />

Unmündigkeit zu befreien. Die andere Gruppe, die dem<br />

antisemitischen Vorurteil nicht anheim fiel - zum<strong>in</strong>dest nicht <strong>in</strong><br />

den ideologischen Formulierungen -, war die l<strong>in</strong>ke Arbeiterbewegung.<br />

Ihre Utopie e<strong>in</strong>es neuen Menschen und e<strong>in</strong>er befreiten<br />

<strong>Gesellschaft</strong> kam ohne Personifizierung des Antichrist aus, den es<br />

<strong>in</strong> der Endschlacht zu bekämpfen gilt. Es ist e<strong>in</strong>e Utopie, die<br />

durchaus millenaristisch war - also e<strong>in</strong>e endzeitliche Heilswelt<br />

anvisierte -, aber sich nicht antisemitisch auflud.<br />

Die Juden s<strong>in</strong>d vertrieben, die Apokalypse hat stattgefunden<br />

- freilich mit anderem Ausgang, als die Propheten des Tausendjährigen<br />

Reichs vorausgesagt hatten: Was ist vom Antisemitismus<br />

geblieben?<br />

Der heillose Antisemit ist nach dem Zweiten Weltkrieg mit<br />

e<strong>in</strong>er Reihe anderer Anti-Ideologien bedient worden, die für die<br />

Abneigung gegenüber Juden etwas weniger Energie übriggelassen<br />

haben. Offiziell ist der Antisemitismus nach Auschwitz geächtet.<br />

Doch se<strong>in</strong>e Bilder und Versatzstücke s<strong>in</strong>d noch durchaus<br />

lebendig, auch <strong>in</strong> der österreichischen Politik, wie die Rede von<br />

den "gewissen Kreisen", die das <strong>in</strong>ternationale Pressewesen beherrschen,<br />

vor nicht allzu langer Zeit wieder deutlich gemacht<br />

hat.<br />

Auch daß die Schuld gefühle, welche die Opfer <strong>in</strong> den Tätern<br />

und ihren K<strong>in</strong>dern auslösen, durchaus gegen die Opfer gewandt<br />

werden können, mag dem Antisemitismus neue Nahrung geben.<br />

Henryk Broder hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kürzlich erschienenen pessimistischironischen<br />

Buch "Der ewige Antisemit" diese Annahme mit<br />

reichlichem Material unterlegt (52): Viele L<strong>in</strong>ke, Alternative und<br />

Rechte allemal bewältigen die deutsch-österreichische Vergangenheit,<br />

<strong>in</strong>dem ihre besondere Sorge der politischen Moral der<br />

Uberlebenden gilt. Während das militärische E<strong>in</strong>greifen der<br />

Israelis im Libanon und Brutalitäten der israelischen Armee<br />

gegen die Bevölkerung der besetzten Gebiete zur Verlängerung<br />

deutscher Geschichte, nämlich zur jüdischen Endlösung der<br />

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