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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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durch Fußtritte mißhandelt würde, könnte die Erteilung e<strong>in</strong>er<br />

Benützungsbewilligung nicht verantwortet werden" (36).<br />

Die Vertreter des Jüdischen Komitees stellten <strong>in</strong> Abrede, daß die<br />

Verletzungen des K<strong>in</strong>des von e<strong>in</strong>em Flüchtl<strong>in</strong>g herrührten,<br />

erklärten jedoch: ''Um weiteren Mißverständnissen vorzubeugen,<br />

werden wir vorläufig auf die Benützung des Platzes verzichten"<br />

(37).<br />

Noch im April wurden die Hohenemser anläßlich des Osterfestes<br />

an Ereignisse er<strong>in</strong>nert, die sie lieber vergessen hätten.<br />

Mitglieder der mittlerweile im Brunner-Haus e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Rabb<strong>in</strong>atschule "Beth-Schmuel" baten die Gendarmerie um die<br />

Veröffentlichung e<strong>in</strong>es Aufrufes an die Bevölkerung, Gegenstände<br />

aus der alten Synagoge, die vor der Zerstörung gerettet<br />

worden waren, an die jüdische Kolonie zurückzugeben. Gleichzeitig<br />

wurde auch versichert, daß dies mit ke<strong>in</strong>erlei Unannehmlichkeiten<br />

verbunden se<strong>in</strong> würde, sondern nur mit Dank und<br />

Anerkennung erwidert würde (38).<br />

Diese Versicherung wurde nicht ohne Grund abgegeben. Das<br />

Klima zwischen den Flüchtl<strong>in</strong>gen und der Geme<strong>in</strong>de war offenbar<br />

gereizt. E<strong>in</strong>en Tag nach diesem Aufruf kam es zu e<strong>in</strong>er<br />

handgreiflichen Ause<strong>in</strong>andersetzung zwischen Bürgermeister<br />

Amann und e<strong>in</strong>em Vertreter der jüdischen Flüchtl<strong>in</strong>ge anläßlich<br />

e<strong>in</strong>er Vorsprache wegen der Zuteilung von Vollmilch. Als diese<br />

verweigert wurde, entwickelte sich zuerst e<strong>in</strong>e verbale Ause<strong>in</strong>andersetzung.<br />

Nachdem der Bürgermeister als l'Kriegsgew<strong>in</strong>nler"<br />

bezeichnet wurde, verwies er den jüdischen Vertreter mit sanfter<br />

Gewalt aus se<strong>in</strong>er Kanzlei. Auf dem Gang setzte sich die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

dann fort, <strong>in</strong> deren Verlauf der Bürgermeister als<br />

"mitschuldig am Tod von 6 1/2 Millionen Juden" bezichtigt<br />

wurde. E<strong>in</strong> Augenzeuge schilderte den Vorfall folgendermaßen:<br />

"Den Bürgermeister erfaßte e<strong>in</strong>e Wut und er wollte den Juden<br />

zur Türe h<strong>in</strong>ausschieben. Da sich dieser zur Wehr setzte,<br />

schleuderte ihn der Bürgermeister an die Wand. Ich trat<br />

dazwischen, schob den Juden zur Aufgangsstiege und verwehrte<br />

ihm gewaltsam die Rückkehr <strong>in</strong> den Kanzleiraum,<br />

worauf er das Rathaus verließ und sich entfernte" (39).<br />

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