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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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kratischen Organisation 1890 bis 1899 waren sozialistische Impulse<br />

immer stärker geworden. Diese neue, auf die Erfassung der<br />

Arbeiterschaft abzielende Partei konnte sich zunehmend <strong>in</strong> den<br />

politischen Gremien der Industriegeme<strong>in</strong>den etablieren (12).<br />

Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei grenzte sich zwar <strong>in</strong><br />

ihrer antikapitalistischen Programmatik klar von den Liberalen<br />

ab, doch blieb sie bis <strong>in</strong> die Erste Republikh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> auf dem Gebiet<br />

der Kulturpolitik und auch auf Geme<strong>in</strong>deebene häufig Bündnispartner<br />

der Liberalen bzw. Deutschnationalen (13). Als laizistische,<br />

gegen den politischen Katholizismus antretende Partei blieb sie<br />

ihrer Herkunft verbunden, hatte sie doch von den Liberalen nicht<br />

nur das Zeichen der roten Farbe übernommen. Sie war für den<br />

katholischen politischen Gegner - dessen Transformation zur<br />

Christlichsozialen Partei sie maßgeblich beförderte - der "rote<br />

Sohn des Liberalismus". Auch die Liberalen bzw. Deutschnationalen<br />

sahen das so und waren richtiggehend stolz auf ihren<br />

unerhofften Sprößl<strong>in</strong>g. So heißt es etwa im "Vorarlberger Volksfreund"<br />

vom 2. Juni 1893:<br />

"Es ist doch ganz natürlich, daß die· Sozialdemokraten als<br />

würdige Söhne des Liberalismus, diesen ihren Vater nicht<br />

von dem ersten besten Kaplan verhöhnen lassen ... "<br />

Am 21. Juli 1893 schrieb der "Volksfreund" voller Vaterstolz:<br />

"Aber das Cas<strong>in</strong>othum hatte die Kraft nicht, Söhne oder<br />

Töchter zu zeugen."<br />

Doch mit zunehmendem Alter des Sohnes wuchsen auch die<br />

Konflikte, sodaß <strong>in</strong> der Ersten Republik die Deutschnationalen<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den Christlichsozialen zur Niederhaltung der<br />

Sozialdemokratie die bewaffneten Volksmilizen und späteren<br />

Heimwehren gründeten und über weite Strecken geme<strong>in</strong>same<br />

Politik machten, bis sich dann nach der Niederschlagung der<br />

Sozialdemokratie 1933/34 die erbitterten Gegner von früher aufs<br />

neue unversöhnlich gegenüberstanden: diesmal als Austrofaschisten<br />

bzw. Vertreter der sich katholisch gerierenden Diktatur<br />

auf der e<strong>in</strong>en und als Nationalsozialisten auf der anderen<br />

Seite (14).<br />

Für die Christlichsozialen war die Sozialdemokratie von<br />

Anfang an ke<strong>in</strong> möglicher Bündnispartner, sondern e<strong>in</strong>e<br />

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