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antisemitismus in vorarlberg - Johann-August-Malin-Gesellschaft

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Weitere Klagen gehen dah<strong>in</strong>, daß die K<strong>in</strong>der, Hühner und Hunde<br />

der Juden dem ohneh<strong>in</strong> schon arg bedrängten Bauersmann auf<br />

Feld und Bäumen die Früchte stehlen, ja sie spotteten und lachten<br />

noch darüber, wenn sich die Christen deswegen beklagen. Alles<br />

das, fährt der Bericht sche<strong>in</strong>heilig fort, wäre ja noch zu verschmerzen,<br />

wenn nicht auch Gott und die unschuldigen Seelen der<br />

christlichen Jugend darunter zu leiden hätten. Zwar verlangten<br />

die Christenspötter, daß sie ihre Sabbate und Feiertage unbee<strong>in</strong>-<br />

,trächtigt feiern können. Sie selbst aber verrichteten an den Sonntagen<br />

und christlichen Feiertagen verächtliche Handarbeiten mit<br />

Waschen, Schlachten, Säuberungen der Ställe.<br />

Besonders wird wieder der Schaden beklagt, den die Jugend<br />

nähme. Die K<strong>in</strong>der lernten von den jüdischen K<strong>in</strong>dern die verschiedensten<br />

unanständigen Possen, Zoten und jüdischen Gebärden,<br />

"welches zue Erbarmen und zue Bedauern" ist. Von den<br />

alten ehr- und zuchtlosen Juden lernten sie die hebräischen<br />

Schelt- und Fluchworte, die sie nicht nur verstünden, sondern<br />

auch reden könnten. Die Feldkircher Kapuz<strong>in</strong>er, die vom Pfarrer<br />

von Rankweil zu Hilfe geholt wurden, hätten <strong>in</strong> dieser Richtung<br />

genugsam erfahren "und mit heuffigenZähren bewe<strong>in</strong>en müssen" ,<br />

daß die Jugend <strong>in</strong> Sulz im jüdischen Talmud besser Bescheid<br />

wisse als im Katechismus. Es sei auch landeskundig, wie grob sich<br />

die gottlosen Juden gegenüber der Priesterschaft aufführten, daß<br />

sie beim Ave-Maria-Läuten e<strong>in</strong> ungewöhnliches Geschrei anhöben,<br />

Gespött und Gelächter trieben, die Betenden mit bedecktem<br />

Haupt auslachten und sich auch gegenüber dem Sakrament<br />

unverschämt, gotteslästerlich und unehrbietig aufführten sowie<br />

ihren Kopf nicht entblößten.<br />

Dieser lokale Bericht kl<strong>in</strong>gt sehr viel farbiger und lebensnaher<br />

als die Klagen der Landstände; sehr viel greifbarer wird aber auch<br />

der Haß gegen die Juden. Besonders merkwürdig berührt, daß<br />

e<strong>in</strong>erseits darüber geklagt wird, daß die Juden ihre Geschäftsbücher<br />

<strong>in</strong> hebräischer (geme<strong>in</strong>t ist: jiddischer) Sprache führen,<br />

womit dem Betrug Tür und Tor geöffnet sei, andererseits aber angeprangert<br />

wird, daß die K<strong>in</strong>der "Jüdisch" (=Jiddisch) lernen,<br />

was doch für die Zukunft den Vorteil versprach, daß die Christen<br />

den Juden sprachlich gewachsen se<strong>in</strong> würden.<br />

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